Foto: © Constantin Film Verleih
Affe versus Mensch
Die Geschichte von Tarzan, dem lianenschwingenden Findelkind, wurde bereits über 100-mal verfilmt. Ausgerechnet eine deutsche 3D-Fassung verleiht dem Dschungelabenteuer nun etwas frische Würze. „Tarzan 3D“ wurde tatsächlich in den Münchener Bavaria Flimstudios mithilfe des sogenannten Motion Capture-Verfahrens produziert. Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Reinhard Klooss („Urmel aus dem Eis“) nahm dabei die wirklichen Bewegungen von Schauspielern (Kellan Lutz als Tarzen, Spencer Locke als Jane) anhand von Sensoren auf und wandelte sie in digitale Animationen um. Mit einer dazu ins 21. Jahrhundert übertragenen Geschichte versucht Klooss auch der nachgewachsenen Generation eine zeitgemäße Interpretation des Klassikers von Edgar Rice Burroughs zu bieten.
In seiner Version kommt die Familie des jungen Greystoke bei einem Helikopterabsturz ums Leben. Wie durch ein Wunder überlebt der Vierjährige. Er wird von der herzzerreißend fürsorglichen Affendame Kala aufgenommen. Tarzan (gesprochen von Alexander Fehling) wächst behütet mit seinen drei Berggorillabrüdern auf und vergisst allmählich, dass er eigentlich ein Mensch ist.
Als der „Affe ohne Fell“ (Bedeutung des Namens Tarzan) bereits ein junger Mann ist, begegnet er natürlich seiner Jane (synchronisiert von Lena Meyer-Landrut), die in diesem Fall eine überaus nette Naturschützerin ist. Letztlich wird der profitgierige Unternehmer Clayton, der in den Urwald gereist ist, um einen legendären Meteoriten zu suchen, zunehmend zur Gefahr für die beiden und zu Tarzans Heimat …
Zwar ist Tarzan, der muskulöse König des Urwalds, einnehmend animiert und hat durchaus das Potenzial, Kindern und ihren Eltern ans Herz zu wachsen. Auch die 3D-Effekte können beeindrucken, was vor allem den Lianenschwing- und Meteoritenhagelteil des Films betrifft. Allerdings stört neben dem zu aufdringlich verwendeten Dolby-Atmos-Ton die Unentschiedenheit der Geschichte und ihre Erzählung. Sie möchte gleichzeitig Actionabenteuer mit Sci-Fi-Elementen sein, ein bisschen „Dschungelbuch“ und „Avatar“ – gewürzt mit einer Portion Kapitalismuskritik. Gemeinsam mit den Dialogschwächen kostet dies dem Animationsfilm ein erhebliches Stück Sympathie. Im Laufe von „Tarzan 3D“ schwingt sich der etwas krude Genre-Mix allmählich zu einer durchaus unterhaltsamen Coming-of-Age-Geschichte auf, die der Neuverfilmung vermutlich auch das Prädikat „besonders wertvoll“ eingebracht hat. Am Ende stellt sich leider wieder einmal heraus, dass die meisten Affen eben doch die besseren Menschen sind.
Radio Berg / Feb. 2014