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Foto: © Jérôme Prébois

Das Glück der Erde

Viele französische Filme leben von ihren interessanten und romantisch veranlagten Charakteren. Pferdedramen hingegen ziehen in der Regel ihre Zuschauer dadurch in den Bann, dass der Zuschauer in höchstem Maße – und nicht selten tränenreich – mit Ross und Reiter mitfühlt. Das französische Pferdedrama “Jappeloup – Eine Legende” von Christian Duguay, einem ehemaligen Mitglied der kanadischen Reitmannschaft, bietet nichts von alldem.

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte: Der Reiter Pierre Durand und sein ungewöhnlich kleines und eigenwilliges Pferd Jappeloup gehörten in den 80er-Jahren zum Stolz der französischen Nation. Dabei verlief ihr Siegeszug auf internationalen Turnieren alles andere als glatt: Bis sie bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul die Goldmedaille erringen konnten, mussten die beiden im wahrsten Sinne des Wortes viele Hindernisse überwinden. Hauptdarsteller Guillaume Canet (“Kein Sterbenswort”), der auch im wahren Leben ein begabter Springreiter ist, faszinierte die holprige Erfolgsgeschichte von Durand und seinem temperamentvollen Wallach so sehr, dass er selbst zur Feder griff und das Drehbuch für den Film schrieb.

Das Biopic zeigt zunächst Pierre Durands Kindheit als reitbegeisterter Junge, der mit seinem stolzen Vater Serge (Daniel Auteuil) von Turnier zu Turnier tingelt. Von Beginn an darf sich der Zuschauer an ungewöhnlichen Zeitlupenaufnahmen von Sprüngen über Hindernisse ergötzen und an der wunderschönen Landschaft in der französischen Provinz weiden. Leider wird der Film von einem übertrieben aufdringlichen Pop-Soundtrack von Cat Stevens bis Roxy Music, sowie der dramatischen Filmmusik von Clinton Shorter (“District 9”) begleitet. Vermutlich soll die Musik die fehlende Emotionalität des Films wettmachen.

Der kauzige Pierre entschließt sich zur Enttäuschung seines Vaters im weiteren Verlauf des mit 130 Filmminuten viel zu langen Films zunächst für eine bürgerliche Anwaltskarriere. Als er jedoch das junge Pferd Jappeloup kennenlernt, ein unberechenbares Tier mit enormer Sprungkraft, kehrt er zum Reitsport zurück. Obwohl der an Durands Biografie angelehnte Film sich seine künstlerischen Freiheiten nimmt, gelingt es Regisseur Christian Duguay und Hauptdarsteller Canet nicht, den Zuschauer in die Geschichte emotional hineinzuziehen. Konflikte, wie der zwischen Vater und Sohn oder zwischen Durands Frau Nadia (Marina Hands) und dem Sportprofi mit dem Riesenego, bleiben eher an der Oberfläche.

Nicht nur Canet, der ein wenig zu alt für die Rolle des Sportstars Pierre Durand ist, wirkt als Nationalheld eher unsympathisch. Auch der eigentliche Star des Films, Jappeloup, wächst dem Zuschauer nicht ans Herz. So interessiert den nicht absolut pferdenärrischen Teil des Publikums weder das weitere Schicksal des kleinen Sprungpferds sonderlich noch die von herben Rückschlägen durchzogene Sportlerkarriere. Kurzum, das Glück der Erde findet man leider nicht in diesem Film.

Radio Köln / Feb. 2014