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Zeit sich zu erinnern

In dem Melodram „Die Zeit, die wir teilen“ des französische Theater- und Kinoregisseur Lauren brilliert Isabelle Huppert einmal mehr als selbstbewusste, tiefgründige Frau..

Isabelle Huppert („Ein Chanson für dich“) ist Joan Verra, eine erfolgreiche Verlegerin Anfang 60, die gleich zu Beginn des Melodrams – in einer dunklen Regennacht – die vierte Wand durchbricht und als unzuverlässige Erzählerin etabliert wird. Ausgelöst durch eine zufällige Begegnung mit ihrer ersten, großen Liebe in Paris flüchtet sie sich in ihr Landhaus und ihre ungeordneten Erinnerungen. Oft denkt sie an ihren Sohn, den sie allein groß zog, dann wieder an ihre Mutter Madeleine (Florence Loiret Caille), die mit dem Karatelehrer durchbrannte – und in Joans Phantasie im Gedächtnis bleibenden Sex mit einem riesigen Oktopus hat.

Auch der hoffnungslos in sie verliebte Schriftsteller Tim Ardenne, verkörpert von einem – sich selbst als exzentrischer Künstler parodierenden – Lars Eidinger, spielt eine Rolle in ihrem bewegten Leben, in dem es noch ein gewaltiges Trauma zu bewältigen gilt. Hupperts jüngeres, unbeschwertes Ich wird überzeugend von Freya Davor verkörpert. Als junges Au-Pair-Mädchen verliebt sie sich in den Siebziger Jahren in Dublin Hals über Kopf in den Taschendieb Doug (Eanna Hardwicke). Doch die beiden werden voneinander getrennt, ohne dass Doug weiß, dass Joan ein Kind von ihm erwartet. Sie wird es allein groß ziehen.

Ihr nunmehr erwachsener Sohn Nathan (Swann Arlaud) besucht sie in ihrem Landhaus, in das sie sich zurückgezogen hat, um sich der Geschichte ihres Lebens zu stellen. Mutter und Sohn scheint ein Geheimnis zu umgeben. Atemberaubend mit anzuschauen, wie die Ausnahmeschauspielerin Huppert als Joan in Lariviéres Melodram, das auf der 72. Berlinale seine Weltpremiere feierte, darum ringt, ihre reiche Innenwelt mit der harten Realität zu versöhnen.

Foto (c) Camino Filmverleih