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Deutscher Film über das Töten
Wie schafft ein Städtchen in Brandenburg es, international für Schlagzeilen zu sorgen? Indem zwei Jugendliche einen Obdachlosen bei lebendigem Leibe verbrennen. Der junge Regisseur Christian Klandt debütiert mit einem Spielfilm zum Fall.
“So wird das nix“, demütigen zwei Penner den Schulabbrecher Karsten, der in einem Obdachlosenheim Möbel zusammenschrauben muss. Währenddessen vögelt Till, der gerade seine Malerlehre geschmissen hat, seine Freundin Steffi auf der knarzenden Sonnenbank des trostlosen Sonnenstudios, in dem sie jobbt – obwohl sie lieber eine Lehre als Kosmetikerin in Beeskow machen würde, und Tills Vater Günter, der Polizist ist, schleicht in einem Sportgeschäft um die viel zu teuren Nike-Turnschuhe, die sein Sohn sich gewünscht hat, herum. Heinrich verbringt derweil seinen letzten Tag in seinem Imbiss an der schönen Spree, der einem Parkplatz weichen soll. Fünf Menschen unterschiedlicher Generationen, vierundzwanzig Stunden scheinbar banaler Alltag in einer ostdeutschen Kleinstadt …
Doch im Juni 2004 geriet das mittelalterliche Städtchen Beeskow in Brandenburg in grausame Schlagzeilen: Zwei Jugendliche zündeten einen schlafenden Obdachlosen an! Auf einmal war die malerische Heimatstadt des Jungregisseurs Christian Klandt in aller Munde – Beeskow wurde plötzlich so bekannt wie eine Weltstadt. Klandt, der kurz darauf sein Studium an der Filmhochschule Konrad Wolf aufnahm, war schockiert über das hilflose Schweigen seiner ehemaligen Nachbarn – bereits wenige Tage nach der Tat. So beschloss er – unter der künstlerischen Leitung seines Professors Rosa von Praunheim – seinen ersten Langfilm über die Hintergründe zu drehen. Klandt fiktionalisierte den Stoff und erarbeitete mit seinen Schauspielern sämtliche Dialoge – fest stand lediglich, worüber gesprochen wurde –, weshalb sie authentisch wie bei einem Dokumentarfilm klingen. So spukt einem der von Gerdy Zint zudem noch mit einer beeindruckenden Präsenz gespielte Karsten, der von Beginn an nur ein Feuerzeugschnipsen von dem Schicksal der Obdachlosen seiner Heimatstadt entfernt ist, noch Tage nach dem Kinobesuch im Kopf herum. Die lähmende Hoffnungslosigkeit und potenzielle Gewalt im Alltag der Generationen – die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben scheinen – wird durch den prämierten Schnitt von Cutter Jörg Schreyer unaufdringlich ins Bild gesetzt. Mit nur 17.000 Euro Produktionsbudget hat das ambitionierte junge Filmteam einen Heimatfilm geschaffen, der überall in der Welt spielen könnte und zu Recht bereits international etliche Preise eingeheimst hat.