Liebe ist eine Kunst
Das Spielfilmdebüt des Schweizer Regisseurs Philippe Weibel geht ein wichtiges Thema an….
Immer mehr Menschen in westlichen Industrieländern leiden an Einsamkeit. Großbritannien hat sogar eigens ein Ministerium für die Alleingelassenen gegründet. In der britisch-schweizerische Tragikkomödie zieht die titelgebende Start-Up-Firma „The Art of Love“ höchst erfolgreich Gewinn aus der Notlage der Menschen. Verkauft werden Sextoys, ihr Gesicht ist der selbstverliebte, knackige Influencer Adam (Oliver Walker). Die 55-jährigen Bahnangestellte Eva (Alexandra Gilbreth) dagegen schreibt neben ihrem Hauptberuf heimlich einfühlsame Bewertungen für diese Spielzeuge, die den Verkauf in die Höhe treiben. Deshalb zeichnet sie Geschäftsführer Hector (Kenneth Collard) auf einer Firmenfeier als „Shakespeare der Sextoys“ aus und beauftragt sie und Adam gemeinsam ein von einer KI gesteuertes Liebesspielzeug weiter zu entwickeln, dass auch die Emotionen der Kund*innen befriedigen soll.
Weder die unscheinbare Eva, die sich lediglich ein bißchen Geld dazu verdienen möchte, um ihre eingeschlafene Ehe mit einer romantischen Reise wieder aufleben zu lassen, noch der erst 35 Jahre alte Adam, der seine Einsamkeit hinter einer muskelbepackten Fassade zu verbergen sucht, ist davon begeistert. Im Laufe des leidlich unterhaltsamen Debütfilms nähern sich die aus dem Paradies vertriebenen Seelen Adam und Eva einander an und unterstützen einander. Adam lässt endlich zarte Gefühle für seine neue Nachbarin Claire (Jasmine Blackborow) zu und Eva distanziert sich von ihrem depressiven Mann Ben (Jeremy Swift), der nicht zu schätzen weiß, wie sie sich für ihre gemeinsame Beziehung einsetzt.
Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller*innen stimmt, leider verschenkt das konventionelle Drehbuch aber die Chance, einen tiefgründigen Film über dieses wichtige Thema zu machen.
Foto (c) Filmagentinnen
In: Stadtrevue von Juli 2023