Foto: © 2014 Twentieth Century Fox
Viel los im Urwald
„Dieses Jahr fängt richtig gut an.“ Der sympathische Spix-Ara Blu gerät angesichts eines Feuerwerkspektakels im Kreise seiner Familie in Rio geradezu ins Schwärmen. Viele kleine und große Fans des überaus erfolgreichen Trickfilms „Rio“, der 2011 satte 485 Millionen Dollar einspielte, sehen es womöglich genauso. Denn: „Rio 2 – Dschungelfieber“ startet. Die Erwartungen des Publikums könnten kaum größer sein. Nachdem der Vorhang für das farbenfrohe Musical-Spektakel „Rio“ gefallen war und der neurotische Blu und sein freiheitsliebendes Weibchen nach einem turbulenten Abenteuer doch noch zueinandergefunden hatten, wollten viele wissen, wie es mit den vermeintlich einzigen beiden Aras mit blauem Federkleid weitergeht.
So schicken der brasilianische „Ice Age“-Co-Regisseur Carlos Saldanha und sein Mitdrehbuchautor Don Rhymer (er starb während der Vorbereitungen zu „Rio 2“) die beliebten Figuren erneut in ein großes, optisch berauschendes 3D-Abenteuer. Etwas überladen wirkt der Film diesmal. Das Erfolgsteam will in 101 Filmminuten reichlich Ideen und jede Menge Songs unterbringen, sodass die zum Teil mit schulmeisterlichen Tönen durchsetzte Geschichte nicht ganz so zu Herzen geht, wie ihr Vorgänger.
Diesmal geht’s ins Amazonasgebiet. Linda, die Blu einst großgezogen hat, und ihr brasilianischer, vogelverrückter Ehemann Tulio haben entdeckt, dass im tiefsten Dschungel womöglich noch mehr Spix-Aras leben. Diese Botschaft versetzt Wildfang Jewel (deutsche Synchronstimme: Johanna Klum) in helle Aufregung. Sie hat sowieso genug von den Pancakes, die ihr – den Errungenschaften der Zivilisation herzlich zugetaner – Göttergatte den drei Großstadtkindern täglich kredenzt. Ihre drei unterschiedlich veranlagten Kinder (oberschlau, abenteuerlustig und musikaffin) sollen endlich lernen, Paranüsse und Fliegen zu futtern, kurzum – wie richtige Vögel zu leben.
Also macht sich die Großfamilie samt ihren Freunden Nico und Pedro (wieder gesprochen von den Sängern von Culcha Candela) und dem Tukan Rafael (Roberto Blanco) auf den Weg. Wenigstens lassen sie erst einmal die sabbernde Bulldogge Luiz zu Hause. Im Dschungel trifft Ex-Käfigvogel Blu (David Kross) auf unterschiedliche Gegner und Rivalen: Da wäre zum einen sein Schwiegervater Eduardo, der von dem Bräutigam nicht viel hält. Und zum anderen der gut aussehende, hochmusikalische Roberto, der der Ex-Freund von Jewel ist und im amerikanischen Original übrigens von Grammy-Gewinner Bruno Mars gesprochen wird.
Damit nicht genug beschließt Blus finsterer Erzfeind, der Gelbhaubenkakadu Nigel (Christian Brückner), dass es an der Zeit wäre, alte Rechnungen zu begleichen. Er folgt der Familie in die Wildnis. Im Schlepptau hat er eine weitere Nebenfigur: die extrem giftige Fröschin Gabi (Annett Louisan), die unsterblich in Nigel verliebt ist und alles für ihn tun würde. Zwischen den erstaunlich vielen Handlungssträngen wird reichlich gesungen und getanzt – von HipHop bis zu Samba ist für jeden etwas dabei. Der Komponist John Powell und die brasilianischen Musiklegenden Sergio Mendes und Carlinhos Brown feuern eine fetzige Nummer nach der anderen ab. So unterhaltsam der Film streckenweise auch ist – am Ende packt er von allem etwas zu viel in diese bild- und textgewaltige Geschichte.
Radio Bonn / April 2014