Foto (c) 2017 Lionsgate / Hasbro / Tobis Film
Über Freundschaft, Selbstvertrauen und vorhersehbare Storys
Die zuckersüßen Hasbro-Spielfiguren und TV-Serienhelden bekommen mit „My Little Pony“ ihren eigenen, belanglosen Kinofilm.
My Little Pony? Nie gehört? Mitte der 80er-Jahre brachte der Spielzeugkonzern Hasbro pastellfarbene Plastikpferdchen auf den Markt, kurz darauf folgte die zugehörige Zeichentrickserie. 2010 startete die vierte, bislang letzte Staffel im Fernsehen – sie fand auch erwachsene Fans. In Deutschland soll sie beispielsweise bei Mitgliedern der Piratenpartei beliebt gewesen sein. Warum? Jedes einzelne der inzwischen zu Kult geronnenen Pferdchen in der harmoniesüchtigen Welt von „Equestria“ steht für einen bestimmten Charakterzug – so ist Pinkie Pie etwa ein sehr fröhliches Pony. Eine prima Vorlage für Internet-Memes – aber auch für einen Film?
Prinzessin Twilight Sparkle, das lerneifrige, geflügelte Einhorn mit außerordentlich magischen Fähigkeiten, bereitet ein großes Freundschaftsfestival im quietschbunten, sehr einfach animierten Traumland Equestria vor. Doch dann ziehen unter lautem Donnergrollen dunkle Wolken am Horizont auf. Bis sich die schwarzen Schwaden als Kampfflotte des machthungrigen Sturmkönigs und seiner recht hübsch animierten, skrupellosen Kommandantin Tempest Shadow entpuppen, vergeht jedoch noch eine Menge Zeit. Diese düstere Spannung ist definitiv zu viel für die Allerkleinsten, für die dieser simpel gestrickte Film von Jayson Thiessen ja eigentlich gedacht ist. Auch in einigen anderen Szenen fragt man sich, ob die FSK-Empfehlung ab 0 wirklich angebracht ist.
Die Prinzessin des Tages, der Nacht und der Familie lassen sich hingegen rasch von dem die Weltherrschaft anstrebenden Schurkenteam überwältigen. Twilight Sparkle und ihren Freundinnen Applejack, Pinkie Pie, Rainbow Dash, Fluttershy, Rarity und Babydrache Spike gelingt jedoch die Flucht. Sie beschließen, sich Hilfe bei der Königin der Hippogreife zu holen. Stets verfolgt von Tempest und ihren Gefolgsleuten, machen sie die Bekanntschaft des zwielichtigen Katers Capper (gesprochen von Gil Ofarim), der sie zunächst übers Ohr haut, sowie von „Liefervögeln“, die vom Sturmkönig unterjocht wurden – obwohl sie doch einst stolze Piraten waren.
Ausgerechnet die fiese Tempest Shadow (gesprochen von Maite Kelly) entpuppt sich für erwachsene Begleiter junger Kinogänger als einzige halbwegs interessante Figur in dem humorlosen, oberflächlichen Animationsfilm, der sich wie rosa Kaugummi hinzieht. Einst war das dunkellilafarbene Einhornmädchen selbst eine rundum glückliche Einwohnerin von Equestria, bis ihr ihr Horn abhanden kam und sie sich frustriert der dunklen Seite der Macht zuwandte. Als Lohn hat ihr Meister ihr die Wiedererlangung ihres Horns und ihrer Zauberkräfte in Aussicht gestellt.
Eine Story, die zwar schon hundertfach erzählt wurde, aber dennoch immer mal wieder allerbestens zu funktionieren vermochte. Im Fall von „My little Pony“ jedoch wirkt die Geschichte, in der die lieben Nachwuchskonsumenten etwas über Freundschaft und Selbstvertrauen lernen sollen, manchmal wie hingerotzt und ist vor allem enervierend vorhersehbar. Zwischendurch werden von den Synchronsprechern Beatrice Egli, Maite Kelly und Gil Ofarim immer wieder belanglose Popsongs wie „Ich mit Dir“ und „Ein Pony wie ich“ performt, die – kaum sind sie verklungen – schon wieder vergessen sind.
Stimme / Okt. 2017