F

Foto: © 2014 Constantin Film Verleih GmbH

Ziemlich viel Liebe

Jede der letzten drei Fünf-Freunde-Verfilmungen von Mike Marzuk (“Rock it!”) hatte über eine Million Zuschauer und ließ somit auch ordentlich die Kinokassen klingeln. Doch was tun, wenn die Stammdarsteller von Julian, Dick, Tim und George sichtlich älter geworden sind? Marzuk, der dieses Mal auch am Drehbuch mitschrieb, versucht in “Fünf Freunde 4” die Geschichte an die Schauspieler und die erhofftermaßen mitwachsenden Zuschauer anzupassen. Schnelle Action-Sequenzen und erste Liebe müssen zu diesem Zweck herhalten, zudem wurden für den angedachten Kinoerfolg wieder namhafte deutsche Darsteller verpflichtet: “Tatort”-Kommissar Mehmet Kurtulus, Samuel Finzi (“Kokowääh”), Adnan Maral (“Türkisch für Anfänger”) und zu guter Letzt bezeichnenderweise auch noch der Selbstvermarktungskönig Harald Glööckler, der hauptberuflich trashige “Mode für Prinzessinnen” entwirft, stehen den Fünf Freunden zur Seite. Die unglaubwürdige und unoriginelle Geschichte können aber auch sie nicht retten.

“Fünf Freunde 4” hat den Geschmack eines schlechten “Indiana Jones”-Verschnitts: Es verschlägt die Fünf Freunde George (Valeria Eisenbart), Julian (Quirin Oettl), Dick (Justus Schlingensiepen), Anne (Neele Marie Nickel) und ihren treuen Hund Timmy dieses Mal ins alte Ägypten. Alle Klischees, die einem zum “Land der Pharaonen” einfallen, werden gnadenlos abgearbeitet. Vom bettelarmen Gassenjungen über geheimnisbeladene Mumien und ägyptischen Tanz – den dann letztlich in einer der wenigen, leidlich komischen Szenen George und Anne aufführen müssen – bis hin zu korrupten Staatsdienern, einem Kamelritt in der Wüste und vor nichts zurückschreckenden Grabschändern. Gedreht wurde allerdings in Tunesien, wo Kameramann Philip Peschlow ein paar hübsche Landschaftsaufnahmen in Cinemascope gelangen.

Die Story hingegen ist zwar spannend, aber hanebüchen: Bernhard (Samuel Finzi), der Vater von Julian, Dick und Anne, gibt eine Privatführung durch seine Ausstellung über das alte Ägypten. Diese hat er gemeinsam mit seiner aus Kairo stammenden Assistentin Elena (Lucie Heinze) vorbereitet. Dabei ertappen die Alltagsdetektive einen Einbrecher, der sich an einer Mumie zu schaffen macht. Sie können den Schurken in die Flucht schlagen und entdecken dabei ein Goldamulett, das einst Pharaonenkönig Tutalun dem Ersten gehörte. Dieses muss nun unverzüglich nach Ägypten zurückgebracht werden, doch leider kommt dem Vater das gute Stück abhanden und er wird in ein achso finsteres ägyptische Gefängnis eingebuchtet. Die fünf Freunde setzen nun alles daran, das alte Schmuckstück wiederzubeschaffen und die Unschuld des Vaters zu beweisen.

Bei ihrer Suche hilft den bekannten Gesichtern der diebische Waisenknabe Auni (Omid Memar). Mit echt coolen Sprüchen wie “Ich glaub’ mein Kamel hat Durchfall” und “War echt ‘ne coole Action mit dir, Baby” entflammt er dabei Georges Herz. Denn auch das eine Schwäche des Films: Obwohl Generationen von Kindern verrückt nach diesem Mädchen waren, das lieber ein Junge sein wollte, ist sie im konservativen Sinne “mädchenhafter” geworden und erliegt letztlich brav dem Charme des Taschendiebs. Und auch Julian und Dick müssen beide recht tumb in Elena verliebt sein.

Ihre Jung-Detektive als liebestolle Trottel? Womöglich würde sich die englische Schriftstellerin Enid Blyton bei dieser Verfilmung im Grabe umdrehen. Man kann ungeduldigen Fünf-Freunde-Fans dieses Mal nur empfehlen, lieber auf die liebenswerte 70er-Jahre Fernsehserie – die mit der unvergesslichen Titelmelodie – zurückzugreifen.

Radio Euskirchen / Jan. 2015