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Foto: (c) Film Kino Text

Ich bin ein Star, rechnet ohne mich!

Klamauk und erzählerische Defizite prägen leider das zweite Kinoabenteuer von Ella und ihren kleinen Freunden.

Zahlreiche Castingshows wie “Deutschland sucht den Superstar” oder “The Voice of Germany” gaukeln es den Kindern erfolgreich vor: Auch sie könnte jederzeit den Sprung zum Star schaffen und deren ach so erstrebenswertes Leben führen. In dem zweiten nachmittagsfüllenden Kinofilm “Ella und der Superstar” – nach der beliebten Ella-Buchreihe – nimmt sich nun Marko Mäkilaakso, der skurrilerweise zuletzt eher Horrorfilme wie “War of the Dead – Band of Zombies” drehte, dieses populären Themas an. Doch leider kommt seine Verfilmung nicht an den kindgerecht-unkonventionellen Charme der Buchvorlagen des finnischen Grundschullehrers Timo Parvela heran, von dem in der ersten Kinoadaption “Ella und das große Rennen” noch sehr viel spürbar war.

Heimliche Hauptfigur des Films ist Pekka (Jyry Kortelainen), der Sohn der Direktorin, der in der zweiten Klasse bereits des Lernens müde ist. Viel lieber als das Einmaleins zu pauken, würde er gern so berühmt werden, wie sein großes Idol, die Sängerin Elviira (Malla Malmivaara), die schon bald ein Konzert in seinem Heimatstädtchen geben wird. Auch Ella (Freja Teijonsalo) und seine anderen kleinen Klassenkameraden müssen ihm zustimmen: Wenn man reich und berühmt ist, braucht man vielleicht gar nichts mehr zu lernen.

Denn dafür hat man dann seine Leute, so wie Pekka flugs den Klassenprimus Timo (Artturi Auvinen) zu seinem Manager ernennt, während die anderen kleinen Strolche Pekkas Band formieren. Doch dieses Mal haben sie die Rechnung ohne ihren hartnäckigen Lehrer (Eero Milonoff) gemacht, der sich in den Kopf gesetzt hat, dass die Kinder bis zum Ende der Klasse das Einmaleins beherrschen müssen.

Leider enden hier bereits die pädagogischen Fähigkeiten des stets namenlos bleibenden, unter Autoritätsproblemen leidenden Lehrers, der eine kluge Antwort, warum mathematische Grundkenntnisse lebenswichtig sind, schuldig bleibt. Überhaupt wird dem zum Teil recht albern überdrehten Lehrer – und auch anderen Erwachsenen, wie etwa der im Korsett ihrer Berühmtheit gefangenen Sängerin Elviira – in der zweiten Verfilmung zu viel Raum gegeben.

Das führt dazu, dass – bis auf Pekka – Ella und die übrigen Schüler der Zwergenschule zu recht uncharakteristischen Randfiguren verkommen. Zudem sind die recht schlecht synchronisierten Monologe der Großen für Kinder langweilig bis unverständlich und für die sie begleitenden Erwachsenen schlichtweg nur langweilig. Wenigstens kann sich der Betrachter an der niedlichen Ausstattung des Films und ein paar netten Slapstickeinlagen erfreuen.

Denn durch ein schräges Missverständnis vermelden die Zeitungen bald, dass Pekka, der angeblich heimliche Sohn von Elvira, auf dem anstehenden Konzert ein Duett mit ihr singen wird. Sein neuer Manager, Elviras Lebensgefährte, der – wie in der Branche üblich – gehörig unter Druck steht, sieht einfach darüber hinweg, dass Pekka weder singen noch tanzen kann und auch darüber, dass Elvira abgetaucht ist. Am Ende stehen alle – auch der Lehrer – auf oder vor einer Art Finnland-sucht-den-Superstar-Bühne.

Eine Botschaft des Films sucht man hinter dem “Friede, Freude, Eierkuchen”-Ende, in dem sich alle Handlungsstränge und Konflikte – wie in einem schlechten B-Movie – schmerzlich einfältig in Luft oder Wohlgefallen auflösen, leider vergeblich. Das Einmaleins des Geschichtenerzählens berücksichtigt diese Ella-Verfilmung leider nicht.

Stimme / Feb. 2015