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Chaos im Kopf 

Den Bechdel-Test besteht diese surreale Komödie nur knapp. Ja, es gibt mehrere Frauen. Und alle haben Namen. Die meiste Zeit unterhalten sich Franky (Lena Urzendowsky) und ihre Mitbewohnerin Katja (Meryem Ebru Öz) allerdings leider über Männer. Denn die schüchterne Franky ist verliebt in ihren schnuckligen Nachbarn und Katja ist frisch verknallt in „Hasi“ (Ciro Djavid) , der eigentlich Hasim heißt. Von ihrer multiplen Persönlichkeit erzählt Franky ihrer besten Freundin aber unverständlicherweise lieber nichts. In Frankys Kopf hausen nämlich vier Gestalten, die sich über einen klapprigen Fahrstuhl Zugang zu ihrem Leben verschaffen: Da wäre die 10-jährige, kindsköpfige Lenny, der kapitalismuskritische Page Frank, die vernunftbeflissene Frau Franke und das aufreizende Dienstmädchen Ella. Ein verrücktes Huhn – schließlich befinden wir uns in einer deutschen Komödie – gehört auch noch mit zur Entourage. Das alte Hotel, in dem sie hausen, ist liebevoll ausgestattet und erinnert ein wenig an Wes-Anderson-Filme. Dann aber verliebt sich Franky, die trotz Dialogschwächen glaubwürdig von Urzendowsky verkörpert wird, ausgerechnet in Hasi! Im Wechsel übernehmen nun ihre verschiedenen Persönlichkeitsanteile und sorgen für Chaos, Eifersucht und Jobverlust. Spoiler Alert: Die Jungfrau in Nöten wird am Ende von „Hasi“ gerettet. Und die vermeintlich dissoziative Identitätsstörung entpuppt sich gegen Ende recht irritierend als bloßes Gefühlschaos. Der großartige Evergreen „Wann strahlst Du?“ von Erobique & Jacques Palminger, den Franky mit Hase während einer waghalsigen Autofahrt hört, sowie eine äußerst hörenswerte finnische Version des „Larifari“-Songs von Hildegard Knef versöhnen jedoch ein wenig mit den Drehbuchmängeln.

„Franky Five Star“ in Missy Magazine 6/23