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Foto (c) 2018 Universum Film

Die Tribute von Summtropolis

„Die Biene Maja – Die Honigspiele“ bietet bisweilen ganz schön aufregende Unterhaltung für die Zielgruppe. Gleichwohl werden Spannung und Humor manches Mal für den erhobenen Zeigefinger geopfert.

Gleich zu Beginn des zweiten Teils summt eine Ameise die Titelmelodie der „Biene Maja“-Zeichentrick-Produktion aus dem Jahre 1975. Mit diesem Ohrwurm verneigt sich Alexs Stadermann („Kein Keks für Kobolde“), der dieses Mal gemeinsam mit Noel Cleary Regie führte, vor der deutsch-österreichisch-japanischen Kult-Serie nach den Büchern von Waldemar Bonsels. Ansonsten orientieren sich er und sein Drehbuchautoren-Team inhaltlich aber an zeitgemäßen Filmstoffen für Kinder und Jugendliche, allen voran der megaerfolgreichen Jugendbuchverfilmung „Die Tribute von Panem“. Ebenso wie in dem dystopischen Drama muss die weibliche Hauptperson die titelgebenden, bitterernsten Spiele gewinnen – in diesem Fall, um ihren Bienenstock vor dem sicheren Tod zu bewahren. Ganz schön nervenaufreibender Stoff für Kinder ab null Jahren!

Schon der Einstieg in den Film, der in Zusammenarbeit mit dem australischen Animationsstudio Flying Bark Productions entstand, ist nichts für allzu zarte Kinder-Nerven: Rasant fliegen die charmant animierte Biene Maja (Sprecherin Theresa Zertani) und ihr sympathisch-ängstlicher Sidekick Willi (Sprecher Jan Delay) mit ihren Freunden auf Libellen um die Wette. Team Maja gewinnt, und die Biene erzählt dem recht mitgenommenen Willi, wie gern sie doch einmal an den Honigspielen teilnehmen würde.

Auf dem Heimweg treffen die Bienenkinder dann tatsächlich auf Alfons Graf von Bienenstich der Dritte (Sprecher Uwe Ochsenknecht), den Gesandten der Kaiserin, die alljährlich die Spiele ausrichtet. Sollte Majas innigster Wunsch tatsächlich in Erfüllung gehen? Wohl kaum, fordert die Kaiserin doch die Hälfte der Honigernte für ihre Spiele ein. Dabei hat der Stock in diesem Jahr so schon kaum genug, um alle Bienen sicher über den Winter zu bringen!

Empört macht sich Maja mit Willi auf den Weg nach Summtropolis, um der gnadenlosen Kaiserin (Sprecherin Andrea Sawatzki) ihre Meinung zu sagen. Die beschließt, der vorlauten Biene eine Lektion zu erteilen. Sie darf an den Spielen teilnehmen, allerdings nur unter der Bedingung, dass ihr Stock, sollte sie verlieren, die ganze Ernte abgeben muss! Das mutige Bienenmädchen lässt sich auf das gefährliche Spiel ein.

Doch trotz ihres unverwüstlichen Optimismus muss sie sich schon bald eingestehen, dass mit ihrem Team der Sieg keineswegs sicher ist. Ihre Mitstreiter bestehen nämlich aus dem total gechillten Spinnenmädchen Luna, der sich fürchterlich vor Keimen fürchtenden Kakerlake Fussel, der Wanze Caruso und den beiden recht depperten Ameisen Eddy und Freddy.

Vier Wettkämpfe müssen die Teams durchlaufen, wobei ein optisch schön gestalteter Wettlauf die Bäume hoch – bei dem es dicken Tautropfen auszuweichen gilt – zu den visuellen Höhepunkten zählt.

Während der Wettkämpfe werden Themen wie Teamgeist, Selbstvertrauen und wahre Freundschaft angeschnitten – leider wird der pädagogische Zeigefinger teilweise zulasten der Spannung und des anarchischen Humors des Originals überstrapaziert.

Sehr gelungen ist dagegen eine Szene, in der Biene Maja mithilfe ihres kultigen Freundes Flip – der in diesem Teil entschieden zu wenig Leinwandzeit bekommt – begreift, wie wichtig es ist, stets Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Eine wichtige Botschaft in Zeiten des Klimawandels und anderer Krisenherde.

So darf man alles in allem recht optimistisch einem dritten, modernisierten Teil der Biene-Maja-Verfilmungen entgegenblicken und hoffen, dass sich nach Helene Fischers furchtbarer Version des Karel-Gott-Songs im ersten Teil und der erschreckend belanglosen Maja-Hymne im Abspann des zweiten Teils noch ein begnadeter Komponist für die nächste Verfilmung findet.

Weser Kurier / Feb. 2018