Foto: (c) 2014 © Impuls Pictures AG
Warme Aufwinde
Die meisten Kinder (und deren Eltern) kennen sie so gut wie ihre eigenen Familienmitglieder: den kleinwüchsigen Drachen Kokosnuss, seinen vegetarischen Fressdrachenfreund Oskar und die dritte Außenseiterin im Bunde, das Stachelschwein Matilda. 22 Abenteuer hat Autor Ingo Siegener bereits für die feuerfesten Freunde ersonnen, die Geschichten wurden bislang in 17 Sprachen übersetzt. Nun hat die Münchner Caligari Film, die bereits Prinzessin Lillifee, Ritter Rost und den Hasen Felix in die Kinos brachte, „Der kleine Drache Kokosnuss“ unter der Regie von Nina Wels auch (klein)kindgerecht für die Leinwand adaptiert. Damit die größeren Geschwister beim gemeinsamen Kinobesuch nicht maulen, gibt es sogar eine 3D-Version, bei der es allerdings nur wenig extraspannende Effekte zu entdecken gibt …
Nachdem sich Groß und Klein mit der schön schlicht gehaltenen Heimatinsel von Drache Kokosnuss bekannt gemacht haben, werden sie Zeuge, wie der kleine, verspielte Drache mit Ach und Krach durch die Flugprüfung fällt. Nur Opa Jörgen versteht die Enttäuschung seines Enkels darüber wirklich und rät ihm, seinen übervorsichtigen Eltern zu zeigen, dass er bereits Verantwortung übernehmen kann. Deshalb überlässt er ihm die nächtliche Überwachung des für Feuerdrachen überlebenswichtige Jahresvorrats an Feuergras. Doch oh weh, auch das geht gründlich schief: Das Kraut gelangt ausgerechnet in die Hände der Fressdrachen, deren Kölsch radebrechender Chefkoch von dessen „dezenter Schärfe, vermengt mit dem Duft von gelben Gummibär(s)chen“ begeistert ist.
Die drei Freunde, die von „Fack ju Göhte“-Star Max von der Groeben, Dustin Semmelrogge und Carolin Kebekus gesprochen werden, machen sich tapfer auf den Weg ins feindliche Dorf. Dort ist nicht nur viel Glück, sondern auch ihr kindlicher Erfindungsreichtum gefragt: So wird eine riesige Kochmütze, die über der Feuerstelle des Chefkochs hängt, mal eben zum Heißluftballon umfunktioniert und Kokosnuss beginnt allmählich zu dämmern, was es mit den warmen Aufwinden, derentwegen er durch die Flugprüfung gefallen ist, auf sich hat. In der Luft stimmen sie wieder einen jener mäßig originellen, leider nicht Kinderhit-Potenzial innewohnenden Songs an, von denen der Film durchzogen ist. Doch damit ist ihr episodenhaft anmutendes Abenteuer noch lange nicht zu Ende.
Das Trio begegnet noch allerlei merkwürdigen Bewohnern der Insel und bekommt es zudem noch mit recht fantasievollen, psychedelisch anmutenden Schlucklöchern zu tun: Wenn die drei kleinen Helden vom Erdboden verschluckt werden und durch einen riesigen Verdauungstrakt unter die Erde gelangen, können sich die Zuschauer endlich an einem recht hübschen 3D-Effekt erfreuen.
Und beim Finale wird es noch einmal richtig spannend – womöglich etwas zu aufregend für Kinder unter sechs Jahren. Ansonsten jedoch gelang es den Autoren Gabriele M. Walther und Mark Slater ein durchaus sehenswertes, kinotaugliches Abenteuer um die drei beliebten Figuren zu entwickeln. Am Ende des 83 Minuten langen Films ist dem wintergebeutelten Zuschauer bei dieser unaufdringlichen Geschichte um Freundschaft, Kreativität und Versöhnung mit andersartigen Wesen ein bisschen wärmer ums Herz geworden …
Movie-Magazin / Dez. 2014