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Der moderne Männerbündler

Ob Macho oder Heulsuse, irgendwie machen die Männer es den Frauen einfach nicht recht.

Der moderne Männerbündler wird von modernen Frauen schon mal für homosexuell gehalten, weil er seine Zeit immer noch liebend gern mit seinen Kumpels verbringt. Tatsächlich reißt dieser eher dickfellige Typ gern ab und an mal einen sexistischen Witz (am liebsten natürlich mit seinen Männerbündlern), findet feministisches Gedankengut aber prima und lebt das weitestgehend auch. Paartherapie ist für ihn dagegen wie eine Zahnbehandlung ohne Betäubungsspritze. Die vermeidet er tunlichst. Seine Partnerin auch. Lieber ziehen sie mal wieder gemeinsam einen durch.

Seine Gefühle sind eher so Bob-Dylan-artiger Natur. Gut daran: Frau kann auch noch mit ihm lachen, wenn ihre beiden Firmen gerade insolvent gegangen sind. Obwohl er ein komischer Kauz ist, fühlt er sich überall zu Hause, d.h. frau kann ihn fast überall hin mitnehmen, zum Doktoranden-Brunch oder zu den Eltern, aber nicht zum Yogakurs oder auf den Mauerparkflohmarkt. Sollte er doch mitkommen, stellt man ihn am besten am Lakritzstand ab. Wohl fühlt sich dieser »neue Mann« z.B. im Weinladen um die Ecke oder beim guten alten Fußballgucken. Bindungsunfähig ist er zumindest ein bisserl, deshalb muss seine Partnerin ihm gelegentlich ein wenig Dampf unterm Hintern machen und deutlich herausstellen, was sie eigentlich will – ein gemeinsames Badezimmer, einen gemeinsamen Dildo oder sogar ein gemeinsames Hundebaby. Sein zögerndes Schweigen sollte sie immer leichtfüßig als freudiges Ja verbuchen.

Der moderne Männerbündler ist leicht daran zu erkennen, dass er in der Regel keine Hornbrille trägt. Wenn seine Sehkraft nachlässt, besorgt er sich Kontaktlinsen. Diese Neuauflage des alten Mannes überlässt es der Frau auch gerne, die Initiative zum ersten Kuss zu ergreifen, im Zweifelsfall sollte sie ihm aber ein bisschen das Gefühl geben, er habe die Initiative ergriffen. Das kann für das Kopfkino der beiden prima sein. Der Männerbündler hat täglich lustige Einfälle: Er wünscht sich den Sparclub zurück und gründet halbherzig einen und erzählt den Kindern lustige Zahnputzgeschichten von »Peter Putz«. Der moderne Männerbündler ist an und für sich ein verlässlicher Typ, sein Leben (und wie er es sieht) ist bereits unstetig und absurd genug. Dieser Typ Mann ist schneller mit seinem Mundwerk als mit seiner Tatkraft. Deshalb wird er die Frau zwar nicht unbedingt aus dem Feuer retten, wenn es mal brennt, aber irgendwas wird ihm angesichts der lodernden Flammen schon einfallen. Und in der Zwischenzeit rettet sich die Frau am besten selbst. Damit sie sich letztlich doch rußverschmiert in die Arme stolpern können.

Au Mann! / Jungle World vom 23.2.2012