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Na, klingelt’s? Und wie!
Warum tränen die Augen beim Zwiebelschneiden? Wie kann man Steuerbetrüger entlarven? Wer sich dieses praktische Tresenwissen gerne aneignen möchte und über keinen Internetanschluss verfügt, dem sei das zweite Buch „Ach so!“ des populären Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar empfohlen.
Der durch leicht verständlich moderierte Sendungen wie „Die große Show der Naturwunder“, „Wissen vor 8“ und „Quarks und Co.“ bekannt gewordene TV-Physiker – dessen Name nach eigener Aussage keinerlei spirituelle Bedeutung hat – widmet sich nur allzu gerne alltäglichen Fragen, die manchmal unbeantwortbar zu sein scheinen. Der umtriebige Grimme-Preisträger entschlüsselt komplizierte wissenschaftliche Sachverhalte auf so einfache Weise, dass selbst kleine Kinder sie verstehen können.
Manchmal kann man damit anscheinend sogar Leben retten: So stürmte vor einiger Zeit ein Zwölfjähriger auf einen Tennisplatz, auf dem ein älterer Spieler zusammengesackt war und mit dem Tod rang. Rasch machte der aufgeweckte Junge bis zum Eintreffen des Notarztes an dem Mann eine erfolgreiche Herzdruckmassage – wie er es kürzlich in Yogeshwars Sendung „Quarks und Co.“ gesehen hatte. Da sage doch noch einer was gegen das Bildungsfernsehen!
In seinem neuesten Buch – das ebenso wie sein Vorgänger „Sonst noch Fragen?“ bereits wieder die Spiegel-Bestseller-Liste erstürmt hat – rät uns der 51-jährige Infotainer bei der Steuererklärung das sogenannte Benford-Gesetz zu berücksichtigen. Dies besagt, dass die Häufigkeitsverteilung von Zahlen in Büchern, Tabellen oder eben auch ungefälschten Steuererklärungen von der „1“ an immer weiter abnimmt. Also Einsen wahrscheinlicher sind als Fünfen! Schulzeugnisse scheinen hier vielleicht die Ausnahme von der Regel zu sein. Mit Hilfe dieses Gesetzes jedenfalls kann der Steuerprüfer mit einem bloßen Blick auf die Häufigkeitsverteilung der Zahlen feststellen, ob unsere Steuererklärung korrekt ist!
Für seine anschauliche Wissensvermittlung hat Yogeshwar auch diesmal keinen Selbstversuch gescheut und sich beispielsweise dem Tiefenrausch ausgesetzt. Auch vor Schlafentzug schreckte er nicht zurück – und verhielt sich nach 48 Stunden ohne Schlaf, als habe er zehn Gläser Rotwein getrunken! In einem dieser erleuchtungsnahen Rauschzustände scheint er allerdings auch jene arg vereinfachenden Kapitel geschrieben zu haben, die sich mit gesellschaftlichen Fragen wie Klimawandel und digitaler Durchsichtigkeit beschäftigen – da reizt den Sarrazin-geprüften Bürger dann doch eher der effektive Schutzmechanismus der guten alte Zwiebel .
Ach so! von Ranga Yogeshwar in Berliner Zeitung von Jan. 2011