Foto: (c) 2016 Twentieth Century Fox
James Bond 08/15 – In nachbarschaftlicher Mission
Manchmal möchte man nach einem anstrengenden Arbeitstag im Kino einfach nur ein wenig lachen und entspannen – und für diesen Fall ist die Agentenkomödie „Die Jones – Spione von nebenan“ von „Superbad“-Regisseur Greg Mottola sicher nicht die schlechteste Wahl. Obwohl die Geschichte im Großen und Ganzen einem bekannten Muster folgt – gewöhnliche Menschen werden in Topspionage-Fälle verwickelt -, besticht sie immer wieder mit gewissem Charme. Dies ist bestimmt auch den Hauptdarstellern zu verdanken, zwischen denen die Chemie einfach stimmt …
Zach Galifianakis („Hangover“) spielt den gutmütigen Vorstadttrottel Jeff, der mit seiner abenteuerlustigen besseren Hälfte Karen (Isla Fisher) Bekanntschaft mit den neuen Nachbarn schließt. Tim und Natalie, gespielt von „Mad Man“-Star Jon Hamm und „Wonder Woman“ Gal Gadot, sind ein Traumpaar, wie es im Buche steht: unglaublich attraktiv, weltgewandt und leidenschaftlich ineinander verliebt. Ihr Haus haben sie mal eben ungesehen bar bezahlt.
Eigentlich hätte das in einer Sackgasse wohnende Vorstadt-Ehepaar also allen Grund, neidisch auf die beiden zu sein. Stattdessen aber fühlt sich Jeff, der als Personalberater in einem Luft- und Raumfahrt-Verteidigungsunternehmen arbeitet und eine leichte homoerotische Neigung hat, von Tim angezogen und möchte sein Freund werden. Wenn einige Szenen später Tim dem einfühlsamen Jeff gesteht, dass er manchmal seinen Job hasst – womit er insgeheim seine wahre Tätigkeit als Spion und nicht den Tarnberuf des Reiseschriftstellers meint -, passiert etwas Anrührendes zwischen den beiden, das die Komödie ein wenig aus dem Einheitsbrei des Genres hervorhebt. Drehbuch-Autor Michael LeSieur („Ich, Du und der Andere“) scheint tatsächlich etwas an seinen Figuren zu liegen.
Jeffs Frau Karen ist hingegen nicht so vertrauensselig wie ihr Mann: Sogleich vermutet sie ein dunkles Geheimnis hinter der allzu perfekten Fassade der Jones. Sie fängt an, dem wie eine Persiflage auf „Mr. und Mrs. Smith“ wirkenden Paar hinterherzuspionieren und findet bald heraus, dass die beiden tatsächlich Agenten sind. Leider völlig vorhersehbar werden Jeff und Karen nun in den Strudel der Ereignisse um einen bösen Waffendealer mit dem Decknamen „Skorpion“ (Patton Oswalt) hineingezogen, was dem Zuschauer jedoch wiederum einige annehmbare und recht witzige Actionszenen beschert. Lacher jenseits der Gürtellinie inklusive.
Sicher, bereits wenn der Vorhang gefallen ist, hat man Mühe, sich an die besten Gags zu erinnern. Aber aufgrund des gewissen menschlichen Touchs denkt man wohlwollend an die Komödie zurück. Und an den mit einem Quantum Sean Connery’schen Charme gesegneten Jon Hamm, der als ernstzunehmender Kandidat auf die Rolle des James Bond nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht.
Weser Kurier / März 2017