Foto: (c) Real Fiction / gilles·mann filmproduktion
Langweilige Lolita
Die Psyche der meisten Figuren in M.X. Obergs Psychothriller „Zazy“ bleiben leider größtenteils im Dunkeln.
„Irgendwas beim Fernsehen wäre geil“, antwortet die 18-jährige Suzanna Bukowski, die von allen Zazy gerufen werden möchte, auf die Frage, was sie denn am liebsten tun würde. Nachwuchsschauspielerin Ruby O. Fee spielt die Lolita Zazy in Matthias X. Obergs gleichnamigen Psychothriller.
Schon bald entpuppt sich Zazy, die die einzige im Film ist, deren Motive nachvollziehbar sind, als eiskalt. Sie arbeitet als Auszubildende bei dem italienischen Maßschneider Patrizio (Claudio Caiolo) am Gardasee. Als Marianna (glaubwürdig verkörpert von Petra van de Voort), die Frau des bekannten TV-Moderators Maximilian Berg (Philippe Brenninkmeyer), den Laden betritt, wittert Zazy ihre Chance. Marianna wird ihr Opfer – ein Ausflug mit dem Schneider zu einem abgelegenen Kloster wird ihr zum Verhängnis. Dieser verunglückt nämlich dabei tödlich und Marianna, die negative Publicity vermeiden möchte, lässt sich auf das erpresserische Spiel Zazys ein, die von dem Vergnügungstrip wusste und nun die Gelegenheit sieht Karriere im TV-Business zu machen. Marianna nimmt die nun arbeitslose Hedonistin mit nach Deutschland und bringt sie auf dem Gestüt einer Freundin unter. Doch mit Zazy reist auch ihr Freund Tomek an (Model Paul Boche) – ein Soziopath, der sie zu immer erpresserischeren Handlungen treibt, dessen Beweggründe jedoch bis zuletzt im Dunkeln bleiben.
Ebenso bleibt es der Zuschauerin ein Rätsel, wieso sich Zazy dauernd seinen sexuellen Wünschen unterwirft und ständig in Dessous oder nackig durchs Bild läuft. Der Spannung oder einer verständlichen Dramaturgie dient dies auf jeden Fall nicht.
Aus: Missy Magazine März 2017