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Foto:  © 2014 Twentieth Century Fox

Rebellion oder blinde Unterwerfung?

Satte 691 Millionen US-Dollar spielte der erste Teil von „Die Tribute von Panem“ weltweit ein, der zweite kam sogar auf ein Traumeinspielergebnis von 867 Millionen Dollar. Folglich möchte jedes Hollywoodstudio nun mit einer eigenen auf dystopischen Fantasysaga auf den Erfolgszug aufspringen. So enterten in diesem Jahr bereits die Großproduktionen „Die Bestimmung“ und „Hüter der Erinnerung – The Giver“ die Kinoleinwand. Doch Wes Balls potenzieller Blockbuster „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ kommt dem Erfolgsrezept der „Hungerspiele“ wohl am nächsten.

Aus ungeahnter Tiefe saust der gutaussehende jugendliche Held Thomas (Dylan O’Brien) in einem Aufzug in die Höhe. Der Adrenalinkick, den diese Fahrt auslöst, bleibt bis zur vorläufigen Auflösung des Films fast durchgehend erhalten. Völlig desorientiert landen der 16-Jährige und der Zuschauer auf einer Lichtung, die ausschließlich von jungen Männern bewohnt wird. Entsetzt muss Thomas feststellen, dass er sich an nichts aus seinem früheren Leben erinnern kann – außer an seinen Namen. In diesem spannungsgeladenem Grundszenario, das sofort die Knobelfreude des Publikums weckt, gleicht „Maze Runner“ der beklemmenden Kultserie „Lost“.

Behutsam und bruchstückhaft setzt Alby (Aml Ameen), der Anführer der zivilisierten „Herr-der-Fliegen-Truppe“, den Neuankömmling von der rätselhaften Lage, in der er sich nun auch befindet, in Kenntnis: Er ist fortan in einer Art riesigem Gefängnis, umgeben von einem ständig sich verändernden, düsteren Labyrinth. Alle Mitglieder dieser Zwangsgemeinschaft haben bestimmte Aufgaben zu erledigen. Die gefährlichste davon ist die der „Läufer“.

Jeden Morgen, wenn das Labyrinth sich einen Spalt breit öffnet, erkunden und kartographieren es die Läufer, um möglicherweise doch noch einen Ausgang zu finden.Vor Einbruch der Dunkelheit, wenn das Labyrinth sich wieder verschließt, müssen die mutigen Sprinter aber wieder zurück sein. Ansonsten werden sie von den nachtaktiven Grievers erledigt, einer Art biomechanischer Spinne, die wie eine vermehrt sabbernde Verwandte von „Alien“ anmutet.

Schon bald steht die uralte menschliche Frage nach sinnlos erscheinender Rebellion oder blinder Unterwerfung im Raum. Denn während der mutige Thomas, der rasch zum Läufer aufsteigt, sich mit der schier aussichtlosen Lage weder abfinden kann noch will, zieht sein Mitgefangener Gally (Will Poulter) die sichere Gefangenschaft mit ihren überschaubaren Regeln einem riskanten Ausbruchsversuch vor. Bis der Lastenaufzug die junge Teresa (Kaya Scodelario) als letzten Kandidaten auf die Lichtung spuckt, wird sich Gally zu einem bedrohlichen Antagonisten entwickelt haben.

Drei Teile umfasst die Fantasy-Jugendromane von James Dashner, die dem Drehbuch von Noah Oppenheim, Grant Pierce Myers und T.S. Nowlin zugrunde liegt. Alle Teile gedenkt Regieneuling Wes Ball, zuvor im Visual-Effects-Bereich tätig, alle selbst zu verfilmen. Ein Unterfangen, dass durchaus erfolgversprechend sein könnte, wenn sich Ball bei der Arbeit an den Fortsetzungen an den ersten zwei Dritteln seines Auftaktfilms orientiert. Über weite Strecken ist „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ nämlich ein actionreicher, gut besetzter, visuell spannender und ungeheuer überwältigender Film. Der dann leider in ein enttäuschendes, zum Teil hanebüchenes Finale mündet. Dieses wirft jedoch wiederum genug neue, spannende Fragen auf, um den angefixten Zuschauer dennoch in den zweiten Teil hineinzulocken. Der soll im September 2015 folgen.

Chilli Freiburg / Okt. 2014