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Play it again, Joel

Joel Coen weiß mit einer atemberaubenden Besetzung in seiner ersten Solo-Regiearbeit zu überzeugen

Schon wieder eine Macbeth-Verfilmung? Schließlich wurde das über 400 Jahre alte Shakespeare-Stück bereits über ein Dutzend Mal auf die Leinwand gebannt, u.a. von Akira Kurosawa und Roman Polanski! Doch ja, unbedingt, lautet die Antwort, wenn der Regisseur Joel Coen heißt und seine Frau, die vierfache Oscar-Preisträgerin Frances McDormand, die ehrgeizige und berechnende Lady Macbeth spielt – eine Rolle für die sie geboren scheint. Der ebenfalls zweifach oscarprämierte Afroamerikaner Denzel Washington brilliert neben ihr in der Titelrolle als von seiner Frau angestachelter Meuchelmörder – beide sind mit über 60 deutlich älter als in den meisten anderen Adaptionen, was ihre Verzweiflung nur noch spürbarer macht. Brendan Gleeson hat einen Cameo-Auftritt als König, der auf grausamste Weise ermordet wird, Corey Hawkins überzeugt als haßerfüllter Macduff.

Garantiert durch unsere nächtlichen Albträume geistern wird jedoch die britische Schauspielerin Kathryn Hunter, die ihren Körper schauderhaft zu verdrehen weiß und mittels eines unheimlichen filmischen Tricks gleich alle drei Hexen verkörpert. Jede noch so kleine Rolle dieses zeitlosen und hellsichtig auf 100 Minuten verkürzten Dramas ist großartig besetzt und Kameramann Bruno Delbonnel („Die fabelhafte Welt der Amelie“) schafft gemeinsam mit Szenenbildner Stefan Dechant großartig-geisterhafte Bilderwelten im Academy-Format.

Diesen zeitlosen Epos, gedreht in expressionistischem Schwarzweiß, muss man eigentlich im Kino gesehen haben. Ansonsten gilt: Je größer der heimische Flatscreen, desto besser! Das reduzierte Szenenbild erinnert an Filme von Orson Welles und „Das Kabinett des Dr. Caligari“, die Nahaufnahmen zuweilen an best-of-Ingmar Bergmann. Grässlich-gut.