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Foto: (c) 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Das unheimliche Wesen vom Mars

Mit seinem starbesetzten Sci-Fi-Thriller will Daniel Espinosa schlimmste Urängste im Zuschauer wecken …

Soeben hat die NASA 2,4 Milliarden Dollar lockergemacht, um im Gestein des Roten Planeten erneut nach Spuren von Leben zu suchen. Bereits im Sommer 2020 soll ein unbemanntes Raumschiff auf eine siebenmonatige Mission Richtung Mars starten, um dort Proben zu nehmen. Selbiges hat das Forschungsteam der Internationalen Raumstation ISS im Sci-Fi-Thriller „Life“ von Daniel Espinosa („Kind 44“) bereits hinter sich. Zu der sechsköpfigen Mannschaft gehören der facettenreiche Jake Gyllenhaal, der bislang stets ein Händchen für aufregende Stoffe bewiesen hat, sowie Hollywoodstar Ryan Reynolds („Deadpool“) und die schwedische Senkrechtstarterin Rebecca Ferguson („Girl on the Train“).

Die Untersuchung des Materials, eine knappe Einführung der Crew sowie erste Experimente mit dem in der Probe enthaltenen Einzeller ereignen sich bereits in den ersten Minuten – noch bevor überhaupt der Titel des Films erscheint. Espinosa und sein Autorenteam Paul Wernick und Rhett Reese („Deadpool“) setzen von Beginn an lieber auf Spannung denn auf ausführliche Figurenzeichnung. Für den Rest des Sci-Fi-Horror-Films wird der Zuschauer in seinen Kinosessel gepresst wie ein Raumfahrer beim Start in seinen Sitz.

Im ersten atemberaubenden Akt staunen Mikrobiologe Dr. Derry (Ariyon Bakare) und seine Crew nicht schlecht über den Fund, der sich vom Einzeller zu einem sensationellen Organismus weiterentwickelt, dessen anpassungsfähige Zellen sich als gleichzeitig Muskel- wie Nervenzellen entpuppen. Von der ersten Minute bis in den Abspann hinein wird die Entwicklung des recht gruselig animierten, anfangs aber noch als „wunderschön“ bezeichneten Organismus, der den Namen Calvin bekommt, von den nervenaufreibenden Sounds des Komponisten Jon Ekstrand begleitet.

Nachdem man dem recht trägen, wirbellosen Wesen mit Elektroschocks auf die Sprünge hilft, ändert sich die Stimmung an Bord schlagartig: Durch Dr. Derrys eigentlich unkaputtbaren Handschuh gelingt es dem hochintelligenten Calvin, aus der Petrischale zu entweichen, worauf er zunächst chamäleonartig eine fünfgliedrige Form annimmt und mal eben eine Versuchsratte verdaut. Es folgt eine Fehlentscheidung einzelner Crew-Mitglieder nach der anderen – sehr zum Leidwesen der äußerst disziplinierten Quarantäne-Offizierin Miranda North (Ferguson), deren Aufgabe es ist, um jeden Preis zu verhindern, dass Calvin auf die Erde gelangt. Letztlich sind jedoch alle Missgriffe, die die Besatzungsmitglieder begehen, menschlich und deshalb glaubwürdig. Sie halten die Spannung fast ohne Verschnaufpause oben.

Auch wenn im weiteren Verlauf Besatzungsmitglieder ertrinken oder grausam verbluten, dabei der rote Lebenssaft in die Schwerelosigkeit entweicht, behält der Film ein gewisses ästhetisches Level, bleibt spektakulär und nichts für schwache Nerven. Vorhersehbar ist hier nichts: Bis zuletzt bleibt der smarte, außerirdische Gegner, der von einem galaktischen Überlebensinstinkt gesteuert scheint, für die immer kleiner werdende Besatzung uneinschätzbar.

Stimme / März 2017