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Foto: © Universum Film / Walt Disney

Zurück in die Vergangenheit

In dem ironiefreien Actionthriller „Homefront“ von Film- und Fernsehregisseur Gary Fleder muss der Exilbrite Jason Statham ganz allein für Recht und Ordnung sorgen.

Gefragt nach ihrem Geheimnis für einen erfolgreichen Verkauf von Häusern, pflegen Makler gewöhnlich nur zu sagen: Lage, Lage, Lage. Und das Fundament für einen erfolgversprechenden Film ist nun einmal das Skript. Im Fall von „Homefront“ stammt dies sogar von niemand Geringeren als dem Action-König Sylvester Stallone, der für das Drehbuch von „Rocky“ seinerzeit sogar für den Oscar nominiert war. Ursprünglich hatte Sly sein Drehbuch – basierend auf dem Roman des Vietnamveteranen Chuck Logan – sogar als eine weitere Rambo-Episode geplant. So weit, so vielversprechend für Actionfans. Letztlich änderte Stallone jedoch seine Meinung und überzeugte seinen „Expendables“- Kollegen, die britische Bulldogge Jason Statham, die Hauptrolle eines Ex-Undercover Ermittlers im Drogenmilieu zu übernehmen.

Diesen Phil Broker lernt der Zuschauer in einer Art Rückblick kennen: In einer sehr passablen Actionsequenz gelingt es Phil und seinen Kollegen, eine fiese Motorbikegang, die in einem Hinterzimmer eine Crystal-Meth-Küche betreibt, hopszunehmen. Leider wird bei dieser Aktion der Sohn des Drogenbosses Danny T‘ Turrie (Chuck Zito) im wahrsten Sinne des Wortes durchlöchert. Natürlich schwört der festgenommene Vater Phil Rache.

Zwei Jahre später, nach dem Tod seiner Frau, ist Phil mit seiner neunjährigen Tochter Maddy, die von Izabela Vidovic überzeugend gespielt wird, in eine Kleinstadt gezogen. Vermutlich wollte er dort neu anfangen, womöglich musste er aber auch untertauchen, damit die bösen Jungs ihn nicht finden. Trotz dieser und anderer allmählich auftauchender kleinerer Drehbuchungereimtheiten sieht man als Zuschauer immer noch zuversichtlich einem ungetrübten Actionkino-Vergnügen entgegen. Schließlich hat sich Statham zum Glück inzwischen die fettigen langen Haare abschneiden lassen, und außerdem stehen prominente Namen wie James Franco, Winona Ryder und Kate Bosworth auch noch auf dem Filmplakat.

Mit Franco, der wie schon in „Springbreakers“ einen skrupellosen Drogendealer spielt, dieses Mal mit Namen Gator, legt sich Phil auch rasch an – zunächst unfreiwillig: Blöderweise hat seine Tochter Gators Neffen auf dem Schulhof ordentlich eins auf die Zwölf gegeben. Ganz der Papa eben, hat Maddy den piesackenden Buben schließlich vorher zweimal gewarnt. Nun aber mal keine falsche Hoffnung, die Selbstverteidigungskünste des Mädchens sind so ziemlich die einzigen Zugeständnisse an das Bild der Frau im postmodernen Action-Film. Ansonsten ist „Homefront“ eher hoffnungslos in den 80-ern oder noch früher verhaftet: Goldene Zeiten, in denen Papa noch das letzte Wort hatte, schlampige Frauen wie Gators Freundin Sheryl (Winona Ryder) sich von hinten auf der Motorhaube nehmen ließen und die guten Frauen, wie Maddys wunderschöne Grundschullehrerin Susan (Rachelle Lefèvre) die Kindergeburtstage ausrichteten, weil Vati sowas natürlich nicht kann!

Bei einem als Drohgebärde gedachten Einbruch in Brokers Haus findet Gator ganz zufällig heraus, das sein neuer Nachbar früher bei der Drogenbekämpfungsbehörde tätig war und für den Tod des Sohnes des mächtigen Drogendealers und Bikers Danny T‘ Turrie mitverantwortlich war. Um seinem eigenem Drogengeschäft neue Vertriebswege zu eröffnen, verrät er Dannys Gang Phils neuen Aufenthaltsort und die Biker setzen sich in Bewegung zum unausweichlichem Showdown. Wiederum kann sich der Zuschauer an ein paar netten Stunts Stathams ergötzen, bis der Actionfilm mit moralinsauren Einsprengseln schließlich mehr oder weniger in eine westernmäßige Ode an die Selbstjustiz mündet. An einem gemeinsamen DVD-Abend von Actionfans – wie in den guten, alten Zeiten – kann man diesen nach Schema F funktionierenden Film letztlich getrost ruhig mal durchlaufen lassen. Sollte man zwischendurch mal Bier holen gehen müssen, hat man bestimmt nichts Wesentliches verpasst.
mehrdrauf / Jan. 2014