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Die Augen von der Leiche

Der Berliner Kult-Youtuber Martin Rohde hat endlich seinen ersten Kneipenfilm…

Heikos Welt kennen seine Fans bereits von YouTube. Dort werden sie regelmäßig von der Berliner Schnauze Martin Rohde beglückt. Mal unterzieht er sich an einer Currybude einem Schärfetest, mal nimmt er seine Anhänger mit zu einem katastrophal verlaufenden Date. Nun also der Film zur gleichnamigen YouTube-Serie. Größtenteils finanziert per Crowdfunding. Eine hanebüchene Story gibt es auch: „Ich will, dass Du mich siehst“, sagt Heiko zu Beginn zu seiner geliebten Mutti Belinda (großartig: Heike Hanold-Lynch). Die droht nämlich zu erblinden, die notwendige OP zahlt die Krankenkasse nicht. Und von Muttis Witwenrente, Heikos Hartz IV und dem Zeug von Tscherny (Hans-Jürgen Alf), das er an seine Kneipenkumpels verhökert, können die beiden ödipal miteinander Verbandelten die „Augen von der Leiche“ bestimmt nicht finanzieren. Die arme Belinda kann nicht einmal mehr für ihren Heiko kochen, da sie halbblind Zutaten verwechselt – und statt Kaffee die Erde von der Topfplanze, die unglücklicherweise gleich neben der Kaffeedose steht, in die Maschine füllt.

Also muss Muttis Liebling versuchen, bei einem Dartturnier in der Berliner Eckkneipe „Zum Dicken“ die nötige Kohle aufzutreiben. Mit viel Bier und Futschis intus ist er nämlich kaum zu schlagen. Wäre da nich die rothaarige Jadefuchs (Leyla Roy), die um Längen besser spielt als er. Doch sie macht ihm ein kriminelles Angebot, das er nicht ablehnen kann. Prompt gewann der gelernte Steinmetz mit dem imposanten Bierbauch auf dem Münchner Filmfest 2021 für seine würdevolle Darstellung des kleinen Mannes den Förderpreis Neues Deutsches Kino. Mit Gastauftritten von Franz Rogowski und Roberto Blanco. Ab 1,0 Promille intus durchaus zu empfehlen. Der Film startet pünktlich zum Vatertag.

„Heikos Welt“ in Kölner Stadtrevue 5/2022