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Foto (c) 2019 Universal Pictures

Zwei hinreißend verdorbene Schurkinnen

In der „Ghostbusters“-Neuverfilmung aus dem Jahre 2016 brach Regisseur Paul Feig ein Tabu und besetzte die vormals männlichen Hauptrollen mit herausragenden Komikerinnen. Auch die Komödie „Ocean’s 8“, in der Danny Oceans Schwester kriminelle Frauen für einen raffinierten Raubzug um sich schart, war so eine Neuinterpretation unter weiblichen Vorzeichen. Nun macht sich der britische Comedian Chris Addison mit „Glamgirls – Hinreißend verdorben“ an das Remake der Komödie „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ aus dem Jahre 1988 und lässt statt Michael Caine und Steve Martin die pfundige Fat-Amy-Darstellerin aus „Pitch Perfect“, Rebel Wilson, und Oscarpreisträgerin Anne Hathaway die noble Männerwelt verunsichern und richtig schön ausnehmen.

Die beiden Trickbetrügerinnen sind nicht vom selben Schlag: Die hochnäsige Josephine (Hathaway) zieht hauptsächlich in der High Society ihre erstklassigen Gaunereien ab, während die tolpatschige Penny (Wilson) eine ganz andere Masche verfolgt: Sie backt kleinere Brötchen und legt hauptsächlich Männer herein, die sie beim Online-Dating kennenlernt. Ebenso wie in der Vorlage aus dem Jahre 1988 lernen sich die beiden Frauen auf einer Zugfahrt kennen. Die Britin Josephine wird ihre „Begegnung der adipösen Art“ nicht mehr los und weiht die Australierin Penny gezwungenermaßen – aber natürlich nicht ohne Hintergedanken – in die Kunst des Edelbetrugs ein: High Heels statt Hoodies, Tango statt Twerken heißt Pennys neue Devise, was zu einigen derb-klamaukigen Szenen führt, deren Humor man mögen muss.

Oberflächliche Modernisierung

Es ist nur Rebel Wilsons Schauspieltalent zu verdanken, dass diese Szenen, die in ähnlicher Form vielleicht in den 80-ern – mit Steve Martin als debil-durchgeknallter Bruder – funktioniert haben, statt kicherndem Gejohle nicht nur betretenes Schweigen hervorrufen. Wem dieser absurd-schräge Humor gefällt, der sollte auf jeden Fall bis zum Abspann sitzen bleiben, denn da gibt Penny in einer Post-Credit-Szene noch eine letzte Kostprobe ihrer Gaunereien.

Am Ende mündet die neue „Partnerschaft“ der größenwahnsinnigen Trickbetrügerinnen in einen ungewöhnlichen Wettbewerb: Die Glam Girls beschließen spontan, den naiven High-Tech-Unternehmer Thomas Westerberg (Alex Sharp) um 500.000 Euro zu erleichtern. Wer verliert, muss der anderen die Stadt, die wie in der Vorlage an der französischen Riviera liegt (gedreht wurde allerdings auf Mallorca), als Raubzug-Territorium überlassen.

Natürlich ziehen die beiden Top-Gaunerinnen nun alle Register: Penny markiert die bedauernswerte Blinde, um sich Geld für ihre kostspielige Heilung zu erschwindeln, Josephine gibt die exzentrische deutsche Ärztin Dr. Schaffhausen, die sie mit brutal-unorthodoxen Methoden heilen will. Wie die Amerikanerin Anne Hathaway eine Britin verkörpert, die eine deutsche Ärztin mimt, ist einfach hinreißend – vorausgesetzt natürlich, man sieht sich „Glam Girls“ im englischen Original an.

Insgesamt aber hangelt sich Drehbuchautorin Jac Schaeffer („Captain Marvel“) leider sehr eng an der Filmvorlage von 1988 entlang. Sie hat „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ nur oberflächlich modernisiert und setzt dabei auf einen Humor, der wahrlich nicht jedermanns Geschmack ist. Da hilft es auch wenig, dass Anne Hathaway und Rebel Wilson wirklich fantastisch spielen.

„Glam Girls“ in Weser Kurier von Mai 2019