Foto (c) 2017 Wild Bunch Germany
Helden wie du und Bond und ich
Regisseur Christian Theede macht aus der beliebten TV-Familienserie rund um die Pfefferkörner recht großes Kino.
Es ist mal wieder Zeit für neue Gesichter: Seit 1999 gibt es die mehrfach ausgezeichnete Serie „Die Pfefferkörner“ bereits im Fernsehen zu sehen. Und da es darin stets um jugendliche Detektive geht, die knifflige Fälle lösen, wird regelmäßig durchgetauscht. Im ersten Kinofilm zur Reihe, „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“, schickt Regisseur Christian Theede das mittlerweile neunte Ermittlerteam ins Rennen. Luke Matt Röntgen, Marleen Quentin, Emilia Flint und Ruben Storck werden ab November im TV ihre Detektivarbeit fortsetzen. Ob ihre Fernsehabenteuer dann auch diesen ungewöhnlich aufregenden „Indiana Jones“- und „James Bond“-Touch haben werden, wird sich noch zeigen.
Drehbuchautor Dirk Ahner („Hui Buh – Das Schlossgespenst“) hat eine spannende, zuweilen recht gruselige Geschichte um die Pfefferkörner ersonnen, die nach den „Pfeffersäcken“, der alten Bezeichnung für Hamburger Kaufleute, benannt wurden. Die FSK-Empfehlung ist deshalb mit Vorsicht zu genießen, für Kinder ab einem Alter von neun oder zehn Jahren erscheint der Stoff schon eher angemessen.
Nach der Einführung der sympathischen Jungdetektive Mia (Marleen Quentin), Benny (Ruben Storck), Alice (Emilia Flint) und Johannes (Luke Matt Röntgen), die an ihren schauspielerischen Fähigkeiten noch etwas arbeiten könnten, schicken Ahner und Theede die älteren Mitglieder der Bande sogleich auf Klassenfahrt. Die recht schablonenhaft gezeichneten Erwachsenen, der Lehrer Schulze (Devid Striesow) und Bennys flippige Mutter Andrea (Katharina Wackernagel), begleiten den aufgeweckten Haufen nach Südtirol.
In dem von Kameramann The Chau Ngo („Berlin Calling“) beeindruckend fotografierten Landstrich wohnt auch Mias Freund Luca (Leo Gapp). Der ist total verängstigt, nachdem er erst vor Kurzem einem äußerst gruseligen Berggeist begegnet ist, der ihn und sein Dorf verfluchte. Tatsächlich passieren noch weitere merkwürdige Dinge auf dem Hof seiner Familie, der obendrein kurz vor der Pleite steht. Als dann auch noch der Pferdestall niederbrennt und Lucas Vater (Stephan Luca) als vermeintlicher Brandstifter verhaftet wird, hält die mutigen Kinder nichts mehr davon ab, dem mysteriösen Fluch des schwarzen Königs auf den Grund zu gehen. Selbst erwachsene Hobbydetektive können nicht gleich erahnen, was für ein fieser, zeitgemäßer Komplott sich hinter den Geschehnissen verbirgt.
Nur gut, dass Mias computeraffine kleine Schwester Alice im fernen Hamburg ausgiebig Internetrecherche betreiben kann. Ähnlich wie ihre Schwester Mia entspricht sie nicht den überholten weiblichen Rollenklischees, bei denen sich die deutschen Kinderfilmemacher immer noch sehr gerne bedienen: ein unbedingter Pluspunkt dieser Verfilmung.
Verdächtigt wird zunächst die herrlich miesepetrige und unglaublich schlechte Köchin (Anna Böttcher), die mit ihrer schrulligen Art für ein paar Lacher sorgt. Doch was hat eigentlich Isabel Levartis (Suzanne von Borsody), die skrupellose Eigentümerin des gleichnamigen Lebensmittelkonzerns, mit der Sache zu tun? Nach einer halsbrecherischen Fahrt mit einer maroden Seilbahn führt die Spur zurück nach Hamburg, wo es in souveräner 007-Manier den Fall endgültig aufzuklären gilt – und eigene Ängste zu überwinden. Die Kinder sind dann eben doch gewöhnliche Helden wie du und Bond und ich.
Stimme / Sept. 2017