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Foto (c) Port au Prince Pictures 

Schlechtes Birchermüsli

Die wahre Geschichte über einen Ausbrecherkönig und eine idealistische Staatsanwältin wird leider ziemlich unverständlich erzählt…

Der Schweizer Industriellensohn Walter Stürm (Joel Basman) aus Goldach war von den Siebzigern bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1999 ein Ausbrecherkönig, der von der linksautonomen Szene zu einem Freiheitsidol á la Robin Hood hochstilisiert wurde. Warum das so war, erschließt sich durch Oliver Rihs’ Polit-Drama, der gemeinsam mit drei anderen Autoren auch das Skript verfasst hat, leider nicht.

Einziger Lichtblick des Films ist Marie Leuenberger (“Die göttliche Ordnung”), die grandios die langjährige Anwältin von Stürm verkörpert, eine kämpferische Frau, die sich trotz eines schweren Nierenleidens nicht davon abhalten lässt, gegen Isolationshaft und das rigide Schweizer Rechtssystem der frühen 1980er Jahre zu kämpfen. So vertritt sie u.a. auch die rebellische Linksautonome Heike Vollmer (Fack-ju-Göhte-Star Jella Haase), die während einer Demo verhaftet wird. Das Punkermädchen beginnt in einer Kommune in Deutschland, ein Nebenschauplatz, der sich den Zuschauer*innen leider übrigens überhaupt nicht erschließt, ein Verhältnis mit dem Berufskriminellen Stürm.

Auch Leuenberger als eigenwillige Anwältin Barbara Hug dichtet das Autorenteam einen Crush auf ihren egoistischen und wortgewandten Mandanten “Walti” Stürm an. Obwohl die Schweizerin auf dem Black Nights Tallinn Film Festival zu recht den Preis als Beste Schauspielerin gewonnen hat, kann sie durch ihre großartige Performance dieses Politdrama letztlich nicht in in eine verständliche Geschichte verwandeln, die auch Zuschauer*innen ohne Vorwissen verstehen. Am Ende lässt der Film einen ähnlich enttäuscht zurück, wie das schlecht zubereitete Bircher Müsli, das Stürmer immer im Knast serviert bekommt.