F

Foto: © 2013 Constantin Film Verleih GmbH

Süßer die Dinos nie klingen …

Alle Jahre wieder besinnen sich die großen Filmstudios auf eine sichere Einnahmequelle: Dinofilme. So schickt BBC Earth in diesem Jahr „Dinosaurier 3D – Im Reich der Giganten“ ins Rennen um den Film, auf den sich an den Weihnachtsfeiertagen die ganze Familie einigen kann. Das Abenteuer knüpft an die überaus erfolgreiche BBC-Serie „Walking with Dinosaurs“ aus dem Jahre 1999 an, die zu den teuersten Doku-Reihen aller Zeiten zählt. Auch als Live-Show spazierten die bei den Kindern so beliebten Giganten der Urzeit bereits über einige europäischen Bühnen. Held dieser aufwendig animierten Geschichte, in der unsere Urzeitfreunde in die real gefilmten Landschaften Alaskas und Neuseelands eingefügt wurden, ist nun der schwächliche, aber neugierige Pachyrhinosaurus Patchi.

Die Regisseure Barry Cook („Mulan“) und Neil Nightingale – der sich bereits als Produzent von Filmen wie dem Erdmännchen-Drama „Wächter der Wüste“ einen Namen gemacht hat – verstehen es durchaus, den Zuschauer in die Coming-of-Age-Geschichte des niedlichen Patchi hineinzuziehen. Schade nur, dass offensichtlich auch versucht wird, dem vermeintlichen Bildungsanspruch der Eltern gerecht zu werden.

Der Film ist eingebettet in eine völlig überflüssige Rahmenhandlung, in der ein Teenager keinen Bock hat, seinem leidenschaftlichen Paläontologen-Onkel bei einer Ausgrabung zu helfen. Bis die Fantasie mit ihm durchgeht und der Urzeitvogel Alex auftaucht, um ihm einen Einblick in die abenteuerliche, 70 Millionen Jahre zurückliegende Kreidezeit zu gewähren. Immerhin wird der bunte Vogel von Otto Waalkes gesprochen, der auch schon als deutscher Synchronisationssprecher des Faultiers Sid („Ice Age“) wiederholt bewiesen hat, dass er seinen fiktiven Charakteren einen gewissen anarchistischen Charme zu verleihen versteht.

Auch lassen die kassenerfolgsorientierten Regisseure die Szenen immer wieder einfrieren, wenn ein weiterer nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen korrekt animierter Saurier auftaucht – nur um einige Eckdaten über ihn einzublenden. Damit katapultieren sie die kleinen und großen Zuschauer mit unschöner Regelmäßigkeit aus den durchaus beeindruckenden Urzeitszenerien heraus. Die wurden übrigens mit dem gleichen herausragenden Kamerasystem gedreht wie James Camerons „Avatar“.

Dennoch lässt man sich immer wieder auf die Geschichte des stets optimistischen kleinen Patchi ein, der es mit seinem arroganten Bruder Bruto nicht leicht hat. Das Alphamännchen unter Patchis Geschwistern schreckt nicht einmal davor zurück, Patchi kurzzeitig seine große Liebe auszuspannen: Juniper, ein nach Dinosaurier-Maßstäben überaus hübsches Dinomädchen. Doch auch dank seines Freundes, dem parasitären Urzeitvogel Alex, gibt Patchi nicht auf und stellt sich gegen Ende sogar richtig fiesen Raubsauriern, um seinen großen Bruder und die Herde zu retten.

Dinobegeisterte Familien, die nicht bis 2015 warten wollen, wenn der vierte Teil von „Jurassic Park“ die Kinokassen zum Klingeln bringen soll, sind mit diesem Film recht gut bedient. Auch wenn er so süß und korrekt ist wie ein Schokoladen-Weihnachtsmann aus dem Bioladen.

Gabriele Summen

„Dinosaurier 3D“ in Radio Köln von Dezember 2013