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Foto: (c) 20th Century Fox 

Lizenz zum Totlachen

Humorfreunde behalten Melissa McCarthy, die 2011 ihren ersten furiosen und oscarnominierten Auftritt als Nebendarstellerin in Paul Feigs Erfolgskomödie „Brautalarm“ hinlegte, stets im Auge. Zwei Jahre später besetzte Feig die üppige Naturgewalt von Komikerin im Buddy-Film “Taffe Mädels” an der Seite von Sandra Bullock erneut als  knallharten weiblichen Cop. Diesmal schrieb der Autor und Regisseur seiner Lieblingsdarstellerin die Rolle der farblosen CIA-Analystin, die zum aktiven Top-Spion aufsteigt, auf den prallen Leib. McCarthy spielt sich in der Agenten-Satire “Spy – Susan Cooper Undercover” wieder dermaßen in einen Rausch, dass selbst brillante Nebendarsteller wie Jude Law und Jason Statham ihr nicht die Show zu stehlen vermögen.

Es beginnt wie in einem klassischen James-Bond-Film – samt entsprechender Musik: Der unglaublich smarte CIA-Spion Bradley Fine (Jude Law) erledigt souverän und elegant seinen Auftrag (und nebenbei ein paar Killer). Das gelingt jedoch nur so reibungslos, weil er ein Knöpfchen im Ohr hat und die Top-Analystin Susan Cooper (Melissa McCarthy) ihn gefahrlos durch seine Mission führt.

Doch leider vermasselt der selbstverliebte Gockel seinen Auftrag doch noch, weil er aufgrund eines Niesanfalls versehentlich den Obergangster erschießt, von dem er eigentlich den Aufenthaltsort einer Atombombe in Erfahrung bringen sollte. Nun weiß nur noch dessen Tochter Raina Boyanov (Rose Byrne), eine wunderbare weibliche Persiflage auf eiskalte Superganoven, wo sich die hochgefährliche Kofferbombe befindet.

Bradley kommt bei der Jagd auf Raina vermeintlich ums Leben. Da die Ganoventochter dummerweise über alle anderen aktiven CIA-Spione im Bilde ist, sieht Susan ihre Chance gekommen, dem grauen Büroalltag zu entfliehen und gleichzeitig ihre heimliche große Liebe Bradley zu rächen. Tatsächlich bekommt sie von der CIA-Chefin (Allison Janney) – allein der Anteil an Frauen in Führungspositionen ist in diesem Film sehenswert – den gefährlichen Auftrag zugewiesen.

Doch so glamourös wie sie sich ihren Agentenalltag vorgestellt hat, wird es erst einmal ganz und gar nicht. Statt cooler Geheimwaffen wird die korpulente Agentin beispielsweise mit als Stuhlweichmacher getarnten Antigiftpillen ausgestattet. Auch ihre Tarnidentität – in der sich bitterböse zugespitzt die Vorurteile der Gesellschaft gegenüber dicken Menschen spiegeln – ist alles andere als schmeichelhaft. Dennoch fliegt sie nach Paris, um dort Raina zu beschatten. Von nun an kommt ihr allerdings der angeberisch-machohafte und recht einfältige Ex-Kollege Rick Ford (Jason Statham, der wunderbar gegen sein Image als cooler Actionheld anspielt) fortan ständig ungebeten in die Quere und bringt die ganze Mission in Gefahr.

Susan verfolgt Raina von Paris über Rom nach Budapest – und liefert sie sich neben zahlreichen, derb-komischen Rededuellen auch einige überraschend brutale Gefechtszenen und rasante Verfolgungsjagden, die in ihrem Actiongehalt James-Bond-Filmen tatsächlich in nichts nachstehen. Höhepunkt des Films ist ein perfekt choreographierter Kampf – mit Bratpfannen, Messern und der McCarthy typischen dicken Lippe.  Der Film gelingt: Während des originellen Abspanns, freut man sich nicht nur bereits auf McCarthys nächsten Auftritt in Feigs weiblicher „Ghostbusters“-Version. Und hofft auf eine erneute Lizenz zum Totlachen in einer etwaigen Fortsetzung der erfrischend unterhaltsamen Agentenkomödie.

msn / Mai 2015