Sprachlose Romantik
Veit Helmers queere Slapstick-Komödie aus dem Kaukasus kommt ohne Worte aus
Tief in den georgischen Bergen verbindet eine altmodische Seilbahn ein Dorf und eine Kleinstadt im Tal. Schaffnerin Nino (Nina Soselia) muss ständig ihren aufdringlichen Chef (Zviad Papuashvili) abwehren und träumt von einer Karriere als Stewardess. Schließlich gibt es kaum etwas zu tun, als gelegentlich eine ältere Dame, zwei entzückende Schulkinder oder auch mal einen Sarg zu transportieren. Doch als ihre neue Kollegin Iva (Mathilde Irrmann) anfängt und fortan die zweite Gondel betreut, ist es mit der elenden Langeweile vorbei. Anfangs flirten die beiden nur, wenn sich die Gondeln auf halber Strecke treffen, bald verwandeln sie ihren luftigen Arbeitsplatz in Fantasiegefährte oder spielen einander auf ihren Instrumenten vor. Das alles geschieht wortlos, denn diese entschleunigte Slapstick-Komödie von Veit Helmer („Tuvalu“) ist vollkommen dialogfrei. Lediglich die großartige Musik von Sóley Stefansdottir und Malcolm Alison untermalt die poetische Liebesgeschichte. Die Darstellerinnen sind bezaubernd, ihre Wes-Anderson-hafte Welt ebenso fabelhaft wie die von Jeunets Amélie. Eine feine kleine Feier der Kreativität, Anarchie, Romantik und Liebe.
Foto (c) Veit Helmer Filmproduktion
In: Stadtrevue 3/2024