F

Foto (c) Constantin Film Verleih

Buddhismus für Hundefreunde

Ein Hund, der wiedergeboren wird – das ist für Hundeliebhaber offensichtlich ein sehr tröstlicher Gedanke, welcher Lasse Hallströms ersten „Bailey“-Film zu einem Kinoerfolg machte. Nun geht es weiter mit Ethan und seinem „Bosshund“ …

Hundefilme, in denen der vierbeinige Held am Ende stirbt, sind für die meisten Menschen nur schwer zu ertragen. Der 2017 erschienene Film „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ setzte dem Angriff auf die Tränendrüsen noch die Krone auf: Der titelgebende Golden-Retriever schied gleich viermal dahin und reinkarnierte in anderen Hundekörpern, um zu seinem geliebten „Jungen“ Ethan zurückzukehren. Eine wahrlich treue Seele.

Das Publikum liebte diesen Film, der seine Produktionskosten von 22 Millionen Dollar fast neunfach wieder einspielte. Da lag es nahe, möglichst zeitnah ein Sequel zu drehen und das alte Erfolgsteam wieder zu versammeln: W. Bruce Cameron, der den Hundebestseller „Ich gehöre zu dir“ schrieb, ersann gemeinsam mit drei weiteren Autoren erneut das recht kitschige, aber dennoch zu Herzen gehende Skript. Dennis Quaid glänzt zum zweiten Mal in seiner Rolle als Baileys große Liebe, TV-Comedy-Expertin und Kinofilmdebütantin Gail Mancuso übernahm beim zweiten Teil das Regiestöckchen von Lasse Hallström, der nun als ausführender Produzent tätig war.

„Ich habe viele Leben gelebt und auf viele Sachen gepinkelt“, sinniert Bailey zu Beginn von „Bailey – Ein Hund kehrt zurück“ als Off-Stimme aus seiner beschränkten, aber herzensguten Hundeperspektive. Das Drama beginnt dort, wo der erste Film geendet hat: Auf der idyllischen Farm von Baileys geliebtem Ethan, der ebenso wie sein „Bosshund“ mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Hannah (Marg Helgenberger), deren Sohn tragisch bei einem Autounfall verstarb, und Schwiegertochter Gloria (Betty Gilpin) kümmert sich „das Rudel“ um Tochter beziehungsweise Enkelin Calista Jane, die einfach nur CJ gerufen wird.

Doch das geht nicht lange gut, denn Rabenmutter Gloria möchte sich von den wohlmeinenden Schwiegereltern nicht länger bevormunden lassen, bricht mit ihnen und verlässt gemeinsam mit CJ die Farm, um in Chicago als Sängerin durchzustarten. Kurz darauf stirbt Bailey und Ethan nimmt ihm – in einer Szene, bei der wohl nur wenige Taschentücher trocken bleiben werden – das Versprechen ab, sich nach seiner Wiedergeburt um CJ zu kümmern.

Die besonders eindimensional dargestellte Gloria verkommt schon bald zur Trinkerin, die sich kaum um ihre Tochter CJ (Abby Ryder Fortson) kümmert. Nur gut, dass es Bailey bei seiner übernächsten Inkarnation tatsächlich gelingt, den Weg in CJs Herz und Haus zu finden – als quirlige Beagle-Dame „Molly“. Sie steht im stärksten Part des Films der Elfjährigen bei Gewittern bei, versteht sich prächtig mit CJs Seelengefährten Trent (zunächst von Ian Chen, später von dem koreanischen Popstar Henry Lau gespielt) und versucht, sie vor ihrem ätzenden ersten Freund zu beschützen – der schließlich Mollys Tod verursacht.

All die schweren Themen, die dieses Drama durchziehen, werden stets nur gestreift, sodass man sich den Film getrost mit der ganzen Familie anschauen darf. Man kann es den Machern nicht übel nehmen, dass sie das bewährte Rezept noch einmal aufgekocht haben, dieses Mal mit noch mehr Hundehumor und dramatischeren Lebenskrisen der Zweibeiner. Nur Mark Ishams geigenlastiger, kitschiger Score ist wirklich der Manipulation zu viel. Letztlich aber halten schmerzliche Verluste und Witz einander erneut auf einzigartige Weise die Waage, sodass Bailey-Fans am Ende schluchzend-amüsiert das Kino verlassen werden.

Prisma / Juni 2019