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Foto (c) 2018 Concorde Filmverleih GmbH

Wie damals in den 50ern

Sharon von Wietersheim ist angetreten, die „Immenhof“-Kultfilme ins YouTube-Zeitalter zu führen. Herausgekommen ist ein allzu vorhersehbarer Mix aus aktuellen Pferdefilmen.

Pferdefilme haben Hochkonjunktur im deutschen Kino. Vornehmlich weibliche Regisseure schicken ihre Pferdchen ins Rennen um die Gunst der jungen Zuschauerinnen: Dagmar Seume („Wendy – Der Film“) ihre Dixie, Katja von Garnier ihren titelgebenden „Ostwind“ – und nun Sharon von Wietersheim die Wunderstute Holly und den unberechenbaren Caligostro. Detlev Buck mit seiner originellen „Bibi und Tina“-Reihe bildet da die männliche Ausnahme. Nun also versucht von Wietersheim, mit „Das Abenteuer eines Sommers“ an die legendäre „Immenhof“-Reihe anzuknüpfen, die einst das Lebensgefühl der 50er-Jahre widerspiegelte.

Sehr viel scheint sich seit 1955 in der Pferdefilmwelt nicht geändert zu haben. Immer noch dreht sich alles um hübsche Mädchen (Hauptdarstellerin Leia Holtwick war bislang nur als Model tätig), Geldsorgen und aufmüpfige Pferdchen. Als Tribut an die heutige Zeit ist eigentlich nur – wie es zurzeit im deutschen Jugendfilm so üblich ist – ein hipper YouTuber hinzugekommen: Leon (Moritz Bäckerling), der auf dem Immenhof Sozialstunden ableisten muss.

Dort trifft Leon auf die elternlosen Schwestern Charly (Laura Berlin), Lou (Leia Holtwick) und Emmie (Ella Päffgen), die seit dem Tod des Vaters das wunderschöne Gestüt – gedreht wurde auf einem beeindruckenden Hof im Saarland – allein bewirtschaften.

Allerdings fragt man sich als Zuschauer schon, wovon die Geschwister eigentlich leben, denn sie verkaufen weder Marmelade wie bei „Wendy“, noch geben sie Reitstunden wie Mika in „Ostwind“. So ist es nicht verwunderlich, dass der Hof kurz vor der Pleite steht – ein überstrapaziertes Motiv, das auch bei anderen Pferdefilmen immer wieder eine Rolle spielt.

Richtig brenzlig wird es, als Lou einen schwarzen Hengst, der in einer der vielen von Kameramann Friede Clausz ansprechend gefilmten Pferdesequenzen einen Hauch von „Black Beauty“ in den Film bringt, aus dem Moor rettet. Doch leider gehört das wertvolle Tier dem reichen Nachbarn Jochen Mallinckroth (Heiner Lauterbach). Statt sich bei Lou zu bedanken, wirft der Fiesling ihr vor, sein bestes Rennpferd traumatisiert zu haben. Er kündigt den Schwestern kurzerhand seinen Kredit – von Wietersheim, die auch das Drehbuch zu dem Pferdedrama geschrieben hat, scheint im Vorfeld ein bisschen zu viel „Wendy – der Film“ geschaut zu haben.

Zudem gibt es natürlich auch Liebestrouble: Lou, die eigentlich immer mit Matz (Rafael Gareisen) abhängt, ihrem sichtlich in sie verliebten Freund aus Kindertagen, verguckt sich nach anfänglichem Fremdeln in YouTuber Leon – und ihre 23-jährige Schwester Charly hat ein Verhältnis mit dem einzigen netten Mann auf dem protzigen Nachbarhof – ein Handlungsstrang, der merkwürdig in der Luft hängen bleibt.

Außerdem sind die mutterseelenallein vor sich hinwurschtelnden Mädchen auch noch ins Visier des Jugendamts geraten. Doch Lou fasst sich ein Herz und bietet Mallinckroth einen Deal an, der beinhaltet, dass sie dessen traumatisierten Hengst wieder auf die richtige Bahn bringt.

Ein bisschen besser als der erste, recht hölzern wirkende „Wendy“-Film, um etliche Pferdelängen schlechter als die „Ostwind“-Verfilmungen – so trabt „Immenhof“ seinem komplett vorhersehbaren Ende entgegen.

„Immenhof“ in Prisma von Jan. 2019