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Stadt der versauten Puppen
Die großartige Komikerin Melissa McCarthy, ihre „Brautalarm“-Kollegin Maya Rudolph und über 125 Muppet-ähnliche Puppen in einer satirischen Detektivgeschichte von Jim Hensons Sohn Brian, und das Filmplakat warnt: nur für Erwachsene! Klingt verheißungsvoll, was sich der Nachkomme des verstorbenen Puppenmachers in seiner dritten Regiearbeit da gemeinsam mit seinem Drehbuchautor Todd Berger ausgedacht hat. Wenn dann noch begnadete Synchronsprecher wie beispielsweise Dietmar Wunder, der sonst Daniel Craig in seiner Rolle als 007 seine Stimme leiht und Oliver Rohrbeck, den man unschwer als „???“- Superdetektiv Justus Jonas wiedererkennt, mit an Bord sind, kann mit „The Happytime Murders“ doch nicht mehr viel schiefgehen. Oder doch?
Die ersten 15 Minuten des Films lassen hoffen: In schönster Film-noir-Tradition führt die verrauchte Off-Stimme von Puppendetektiv Phil Philips (Wunder) in die Geschichte ein. Man erfährt, dass der derangierte Phil sich nicht immer als Privatdetektiv verdingte – tatsächlich war er sogar einer der ersten Puppendetektive des LAPD. Doch dann erschoss er in einer brenzligen Situation versehentlich den Falschen und wurde vom Dienst suspendiert.
Seine Ex-Kollegin Connie Edwards (Melissa McCarthy) kam dabei zu Schaden und muss seither mit einer Puppenleber vorliebnehmen. Es lebt sich allerdings nicht ganz so einfach als Mischling in einer Zweiklassengesellschaft, in denen die „Stoffis“ von den „Fleischis“ diskriminiert werden. Phils schauspielernder Bruder ging beispielsweise so weit, sich die schöne blaue Puppenhaut bleichen zu lassen. Wer nun denkt, der Film würde sich womöglich durchgängig auf kreativ-komische Art mit Rassismus befassen, der hofft vergebens.
Großmaul Connie hat jedenfalls eine Stinkwut auf ihren früheren Partner, doch ihr Vorgesetzter Banning (Leslie David Baker) zwingt sie wegen eines Massenmordes in einem Sexshop, wieder mit ihrem Ex-Kollegen zusammenzuarbeiten. Dabei hatte Phil, der mithilfe seiner loyalen Assistentin Bubbles (Rudolph) eine kleine Detektei betreibt, doch gerade noch einen anderen Fall angenommen: Die nymphomane Sandra (Nana Spier) hat Phil beauftragt, ihren Erpresser zu finden.
Diese Femme fatale wird ihn noch verführen, was zu einer der längsten Samenabspritzszenen der Filmgeschichte führt. Das wäre wenigstens ein bisschen lustig, wenn der Zuschauer nicht schon beim Mord im Sexshop Zeuge eines Pornodrehs zwischen einem Oktopus und einer Kuh geworden wäre, bei der das Hornvieh Unmengen weißen Safts absondert. Merke: Schlechte Witze funktionieren auf der Metaebene höchstens einmal.
Nach und nach schießt sich der Film leider beinahe komplett auf diesen eindimensionalen, derb-vulgären Humor ein, der höchstens den ein oder anderen pubertierenden Teenager zum Grölen bringen könnte – vielleicht ein Grund, weshalb der in einigen Ländern erst ab 16 freigegebene Film in Deutschland von der FSK eine Altersfreigabe ab 12 Jahren erhalten hat.
Im Kampf gegen das Böse wiedervereint lösen Phil und Connie schließlich den allzu vorhersehbaren Fall, wobei an Kraftausdrücken und gähnend langweiligem, sexistischem Humor weiterhin nicht gespart wird. Nur wer tatsächlich darüber lachen kann, dass Connie wiederholt mit einem Mann verwechselt wird, wird weiterhin auf seine Kosten kommen. Herausragende Szenen sind mehr als rar gesät.
Wer bis zum Ende durchhält, sollte auch noch während des Abspanns sitzen bleiben: Ein paar Making-Of-Szenen zeigen, wie bravourös die Puppenspieler ihre Geschöpfe in Szene setzen. Und wer von dem Pornokram immer noch nicht genug hat, bekommt auch noch fiktive Puppenporno-DVD-Cover vorgeführt.