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Foto (c)  2018 Concorde Filmverleih GmbH

 Pärchen winken

In ihrem zweiten gemeinsamen Kinofilm porträtieren die Şamdereli-Schwestern vier Paare, die schon sehr lange zusammenleben – in Indien. Japan, den USA und dem Ruhrgebiet. Was ist ihr Geheimrezept?

„Pärchen winken, Pärchen stinken“, verkündeten einst herrlich befreiend die Lassie Singers. „Die Nacht der Nächte“ von Yasemin und Nesrin Şamdereli rollt das Feld von der anderen Seite auf. Der Dokumentarfilm der „Almanya – Willkommen in Deutschland“-Macherinnen porträtiert auf berührende Weise vier Pärchen, die seit über fünfzig Jahren zusammen sind. Witzige Knetanimationen von Izabela Plucinska runden das Ganze ab.

Die Idee zum Film kam Yasemin Şamdereli, als sie kurz nach ihrer eigenen Hochzeit bereits in die erste Ehekrise schlitterte und sich fragte, wie es so viele Paare der Generation ihrer Eltern so lange miteinander ausgehalten haben. So befragten die Schwestern ein indisches Ehepaar, das seine studentische Liaison schmerzlich über Kastengrenzen hinweg durchgesetzt hat, zwei grundverschiedene Eheleute aus dem Ruhrgebiet, ein japanisches Paar in einer arrangierten Ehe, sowie ein schwules Pärchen aus Pennsylvania, das erst nach 53 Jahren endlich heiraten durfte,  da das dort erst seit 2014 erlaubt ist.

Auch über Sex und die titelgebende erste gemeinsame Nacht geben alle Auskunft – dies zählt zu den vielen Erinnerungen, die für die Japanerin Shikego Sugihara heute noch sichtlich schmerzhaft ist, auch wenn sich das Ehepaar mittlerweile notgedrungen miteinander arrangiert hat. Diese Geschichte wirkt unangenehm fehl am Platz in einen Film über langwährende Liebesbande, der den Zuschauer*innen essenzielle Beziehungszutaten wie Humor, Respekt und Toleranz einmal mehr vor Augen führt.

„Die Nacht der Nächte“ in Missy Magazine 2/2018