Foto (c) 2016 RAPID EYE MOVIES
Der Wert von Erinnerungen
Ein Film wie ein Gedicht..
Auf diesen minimalistischen , in schwarz-weiß gedrehten Sci-Fi-Film des japanischen Regisseurs Sion Sony („Love Exposure“) muss frau sich einlassen wollen. Wer bei Andrej Tarkowskij-Filmen heimlich wegnickt und den Hype um „2001 – Odyssee im Weltraum“nicht wirklich nachvollziehen kann, die sollte die Finger von „The Whispering Star“ lassen. Die Hartgesottenen dagegen werden das Kino mit großartigen, melancholischen Erinnerungsbildern verlassen und genau darum geht es in dieser hauptsächlich in schwarz-weiß gehaltenen filmischen Meditation auch: den Wert von Erinnerungen.
Der weibliche Android ID 722 Yoko Suzuki, herausragend verkörpert von der Schauspielerin Megumi Kagurazaka, arbeitet als galaktische Paketbotin. Sie kann zunächst nicht verstehen, warum die wenigen Menschen, die im Universum überlebt haben, den Paketservice der das All beherrschenden Androiden überhaupt in Anspruch nehmen. Schließlich gibt es doch Teleporter, die Gegenstände prompt – und nicht mit mehrjähriger Verspätung – ausliefern können!
Die Sehnsucht des Menschen nach Raum und Zeit, die sich in anscheinend wertlosen Erinnerungsgegenständen manifestiert, ist der alterslosen Yoko ein Rätsel, von dem sie jedoch ganz allmählich selbst ein Teil wird. Mit ihrem computergesteuerten Retro-Raumschiff schwebt sie durchs All und nimmt zum Zeitvertreib Telefonaufzeichnungen ihrer eintönigen Reise auf. Nebenbei macht sie sich Gedanken um den – wie sein geistiger Bruder HAL – etwas aus dem Ruder laufenden Bordcomputer 6-7MAHEm. Doch durch die (in zerstörten Gebieten um Fukushima gedrehten) Begegnungen mit einsamen Menschen – die von Laiendarstellern verkörpert werden – beginnt sie sich zu verändern…
Missy Magazine Feb. 2016